Wohnen in Hamsterkäfigen und Palästen

Auf unserer dreiwöchigen Reise durch einen nur kleinen Teil von Japan, hatten wir die Gelegenheit insgesamt 4 Hotels auszuprobieren und zu erleben. Susanne sogar 5, weil sie einen Tag früher in Japan ankam und noch eine Nacht in Narita (bei Tokyo) verbrachte. Susanne hätte ja gerne noch viel mehr Hotels ausprobiert, sie würde auch jeden Tag umziehen wollen. Mir wär’s am liebsten wir wohnen in einem einzigen Hotel und bleiben dort. Und so waren 4 bzw. 5 Hotels ein ganz guter Kompromiss.

Japanische Hotels unterscheiden sich von europäischen Hotels in einigen Punkten sehr deutlich. In Japan hat man kein Problem ein Zimmer mit einem 120cm breiten Bett als Doppelbett-Zimmer zu vermieten. Es wird dann fairerweise zwar „Semi Double“ genannt, aber das Wort „Double“ ist trotzdem irreführend und eigentlich Wahnsinn. Also zu zweit auf 120 cm? Da muss die Liebe wirklich noch seeehr jung sein und die Erinnerung ans Ferienlager oder die Berghüttentour noch ganz frisch. Bei einer Breite von 140 cm wird bereits von „Standard Double“ gesprochen. Bei 160 cm wird mit „Queen Size“ geprahlt. 180 cm „King Size“ findet man extrem selten.

In Hietzing von Tokyo

Zu Beginn verbrachten wir 5 Nächte im „Hotel Monterey Hanzomon“. Ein eher kleines Hotel in einer scheinbar sehr guten und sehr ruhigen Wohngegend unweit vom Kaiserpalast in Tokyo. Das Zimmer war klein, aber sehr ordentlich und sauber und verhältnismässig günstig. Das heisst wir durften 14.400 Yen pro Nacht (ohne Frühstück) ablegen, was damals ungefähr 115 Euro entsprach. Es wurde als „Standerd Double“ vermietet, war aber trotzdem mit einem eher seltenen 160er-Doppelbett ausgestattet. Es hatte zwei Sitzgelegenheiten, einen Sessel beim Schreibtischchen und ein Sofa und noch ein zusätzliches kleines Tischchen. Und es war auch ein kleiner Kasten vorhanden und trotzdem noch Platz um 2 Koffer herumstehen zu lassen. Damit war das Zimmer aber voll. 

Das Bad war, sagen wir ‚mal „kompakt“, aber es war sehr schön, sehr sauber und wirklich(!) modern ausgestattet. Da gab’s im Grunde gar nix zu meckern.

Scheinbar obligatorisch scheint es zu sein, dass Hotelzimmer mit den bei uns noch völlig unbekannten Multifunktions-Klos ausgestattet sind. Was genau das ist, ist im Beitrag Toiletten unter Strom zu erfahren.

Über den Wolken

Unser nächstes Zimmer, im „Osaka Bay Tower“ in Osaka, war ganz anders. Wir wohnten im 36. Stock, mit einem Panoramafenster mit eindrucksvollem Ausblick auf die Bucht und den Hafen und dem ihm vorgelagerte Stadtteile von Osaka. Das Zimmer war, für japanische Verhältnisse geradezu geräumig. Ein Tischchen zwei Sessel und das obligatorische Schreibtischchen, jedoch nur ein 140er-Bett. Das Zimmer bot aber ziemlich viel Platz um sich zu bewegen. Es gab zwar keinen Kasten, aber ausrechend Platz zur Lagerung der Koffer. Das Bad war eine Spur geräumiger als im Hotel zuvor und auch recht gut ausgestattet. Aber das Haus muss irgendwann in den 80er-Jahren gebaut worden sein und das hat man deutlich gemerkt. Es war einfach alles sehr abgewohnt. Der Teppich, die Möbel, die Fenster, die Türen, das Bad, die Armaturen, die gesamte Einrichtung, alles hat ganz offensichtlich die besten Jahre schon lange hinter sich. Es hat zwar alles seinen Dienst verrichtet aber es wäre eigentlich schon wirklich renovierungsbedürftig.

In diesem Hotel durften wir 18.800 Yen pro Nacht (ohne Frühstück) berappen, das waren ungefähr 150 Euro.

Ein großer Vorteil war die unmittelbare Infrastruktur, weil dieses Hotel mit einem Konferenzzentrum und einem Ärztezentrum verbunden war. Dadurch gab es im Gebäudekomplex sowohl einige Geschäfte als auch wirklich viele und sogar recht gute Lokale. Weiters lag das Hotel an einer Kreuzung von U-Bahn und Zug und war damit auch sehr gut angebunden. Im Gegenzug dazu war die unmittelbare Umgebung eher wertlos, da gab es außer einem McDonalds und der Münzwäscherei die wir besuchten nix, gar nix.

Im Hamsterkäfig gefangen

Wieder zurück in Tokyo bezogen wir unser drittes Hotel, das „Sotetsu Fresa Inn Hamamatsucho-Daimon“. Das war eine echte Überraschung. Wir wählten ein Hotel in einer gänzlich anderen Gegend als zuletzt, weil wir Tokyo auch auf diese Weise ein bisserl kennen lernen wollten und fanden auch diesmal eine recht nette Umgebung vor. Mehr Büro- als Wohngegend, etwas belebter als zuletzt und dadurch auch viele Lokalitäten in der unmittelbaren Umgebung. Das Hotel selbst und auch die Zimmer waren modern, ordentlich und sauber.

Aber hier wurden wir das erste Mal mit den engen Platzverhältnissen in Japan und speziell in Tokyo konfrontiert. Das Zimmer war der Gipfel an Kompaktheit, man könnte sagen die letzte Vorstufe zum Kapselhotel. Ein 140er-Bett das an 3 Seiten an der Wand stand (somit musste einer über den anderen klettern, beim Besteigen oder Verlassen des Bettes), keine Nachtkästchen, ein Schreibtischchen, ein Sessel, ein kleines Hockerchen. Ein kleines, sehr kompaktes Bad mit Klo (natürlich eines der oben beschriebenen Multifunktions-Klos), das modern und sauber war und grundsätzlich alles erforderliche bot ausser Platz. Eine Nasszelle im ureigensten Sinn des Wortes. Natürlich gab es keinen Kasten, aber und das war das Entsetzlichste, es war auch kein Platz mehr um irgendwo zwei Koffer hinzustellen. Eigentlich hätten wir uns entscheiden müssen, entweder wir oder die Koffer, beides hatte keinen Platz im Zimmer. Wir lösten das Problem mit akrobatischen Spring- und Tanzeinlagen um die verbleibenden freien Stellen zu nutzen. Kleines Zusatzfeature: Da das Zimmer so extrem klein war, durfte man nur bei geschlossener Bad-Klo-Tür duschen, weil der Dampf sonst den Feuermelder ausgelöst hätte.

Gezahlt haben wir 16.000 Yen pro Nacht (ohne Frühstück), also ungefähr 126 Euro, was bei der gegeben Größe eigentlich viel war. Nochmals betonen möchte ich, dass das Zimmer wirklich modern und sauber war und auch recht funktionial eingerichtet war. Als Einzelzimmer wäre es zwar noch immer klein gewesen, aber echt OK. Aber als Doppelzimmer war es eine Zumutung und definitiv nicht tragbar.

Eine sofortige Anfrage an der Rezeption nach einem größeren Zimmer, auch gegen Aufzahlung, blieb leider erfolglos. Es gäbe im Haus nur solche Zimmer. Also bemühten wir booking.com und Tripadvisor um eine Alternative zum „Hamsterkäfig“ zu finden. In der von uns angepeilten Preisklasse, gab‘ es noch etwa 8 bis 10 andere Hotels mit freien Zimmern für die nächsten Tage. Jedoch haben wir folgendes dazugelernt: Wenn man aufgrund der Bilder die ein Hotel im Internet präsentiert (auf der eigenen Website oder auf einem der Hotelportale), den Eindruck hat, dass das Zimmer klein sein könnte, DANN IST ES KLEIN! Wahrscheinlich sogar SEHR KLEIN oder EXTREM KLEIN. Ein Hotel das normal große Zimmer hat, zeigt entsprechende Bilder und betont es evt. auch noch im Beschreibungstext. Daher schieden all diese Hotels, die überraschenderweise alle der gleichen Hotelkette, namens APA angehörten, augenblicklich wieder aus. Aber wir fanden noch genau ein Hotel mit einem Zimmer, das sowohl vom Preis, als auch von der scheinbaren Raumgröße und der Lage passen könnte. Wir machten uns die Mühe das Hotel vorher zu besichtigen. Die Dame an der Rezeption war extrem freundlich und ging allen Ernstes mit uns zu dem Zimmer damit wir uns hinsichtlich der Größe vergewissern konnten. Wir buchten das Zimmer und stornierten den „Hamsterkäfig“ augenblicklich.

Zum Abschluss im Palast

Dieses letzte Hotel war das „Granbell Shinjuku“. Ein sehr neues, sehr modernes Hotel mit sehr freundlichem und sehr engagiertem Personal. Ein sogenanntes „Designer-Hotel“, weil die Zimmer von irgendwelchen mehr oder weniger bekannten Innenausstattern „designed“ wurden. Wobei anzumerken ist, dass an der einen oder anderen Stelle das Design der Praktikabilität übergeordnet wurde und manche Zimmer sogar geradezu hässlich designed wurden.

Unser Zimmer war im vergleich zum vorangegangenen echt toll. Nicht gerade geräumig, aber ausreichend groß. Auch kein Kasten, aber ausreichend Platz um 2 Koffer abzustellen und geöffnet stehen zu lassen. Auch nur ein 140er-Bett, aber nur an zwei Seiten an der Wand. Nur ein klitzekleines Schreibtischchen, aber das war dafür mobil und es gab drei gute Sitzgelegenheiten. Ein im Vergleich geradezu großes und schönes Bad, auch wenn etwas zu viel Augenmerk auf Design gelegt wurde. Nach dem „Hamsterkäfig“ war es schlichtweg super ;-).

Für dieses Zimmer durften wir zwar 20.225 Yen pro Nacht (ohne Frühstück) bezahlen, also ungefähr 157 Euro. Aber wir waren glücklich.

 

Auf diese Weise haben wir noch eine dritte Gegend von Tokyo kennengelernt. Das für seine Lokale, das Nachtleben und die junge Spaßgesellschaft bekannte Shinjuku. Abends war auf den Strassen die Hölle los und manche Seitengassen waren nächtens ernsthaft gruselig und früh morgens musste man den alkoholisierten Überresten der Nacht ausweichen. Trotzdem empfanden wir’s eigentlich nie irgendwie beängstigend.

So haben wir also 4 recht unterschiedliche Hotels und Gegenden von Tokyo und Osaka kennengelernt. Susanne wollte ja auch noch gerne in einem der berühmten Kapselhotels übernachten. Ich denke mit dem „Hamsterkäfig“ haben wir etwas recht ähnliches erlebt.

The early bird catches the room

Noch eine Anmerkung bzw. Erkenntnis zum Thema „Hotels buchen in Japan“:
Man sollte nicht glauben, dass man so wie in anderen Gegenden von Asien oder dieses Globus, auch in Japan einfach herumreist und dort wo man ankommt oder bleiben will einfach ein Hotel bucht. Das geht nur, wenn man über ausreichend Kohle verfügt um jedes beliebige Luxushotel zu beziehen und der verlangte Preis keinen Herzinfarkt auslöst, oder wenn man gänzlich „schmerzbefreit“ hinsichtlich des gebotenen Standards ist, also wenn man kein Problem mit Jugendherbergen und Schlafsälen hat. Ansonsten ist es sehr ratsam die Hotels in den gewünschten Städten schon frühzeitig zu buchen und die Reise entsprechend auszurichten. Wir haben sowohl in Tokyo als auch in Osaka die Erfahrung gemacht, dass die günstigen und guten Hotels schon Wochen und sogar Monate vorher komplett ausgebucht sind und man kurzfristig nur „Hamsterkäfige“ (meist auch nur Raucherzimmer was für Nichtraucher angeblich tödlich sein soll) oder Luxushotels buchen kann oder man hat Glück und findet noch ein letztes Zimmer im „Hotel Granbell Shinjuku“.

10-3=6 !!!

Und noch eine Anmerkung bzw. Erkenntnis zum Thema „Hotels buchen bei booking.com“:
Auf dem Hotel-Portal booking.com wird freundlicherweise bei den einzelnen buchbaren Hotels angegeben, wie viele Tage vor Anreise das jeweilige Zimmer kostenfrei wieder storniert werden kann. Hier ist jedoch ein wenig Vorsicht geboten, denn abgesehen davon, dass diese Zahl auch im selben Hotel bei verschiedenen Zimmern unterschiedlich sein kann, hat booking.com eine ganz individuelle und vor allem kuriose Art des Zählens eingeführt. Was für jeden Menschen der zumindest die erste Klasse der Grundschule besucht hat 1 Tag ist, ist bei booking.com 0 Tage.

Ein Beispiel: Wenn der Anreisetag der 10. Mai ist und das gegenständliche Hotelzimmer kann 3 Tage vor Anreise kostenfrei storniert werden, so heißt das, dass man am 6. Mai noch kostenfrei stornieren kann. Und nicht wie man glauben möchte am 7. Mai. Denn bei booking.com ist der 9. Mai der „nullte“ Tag, der 8. Mai der erste Tag, der 7. Mai der zweite Tag und der 6. Mai der dritte Tag. Freundlicherweise schreibt booking.com genauere Angaben hinsichtlich dieser krausen Zähllogik ins Kleingedruckte der Reservierungsbestätigung. Wenn man diese zugesandt bekommt ist man aber leider bereits einen rechtsverbindlichen Vertrag eingegangen und es könnte möglicherweise schon zu spät für eine kostenfreie Stornierung sein. Den wahren Grund für diese obskure Zähllogik haben wir bis heute nicht zweifelsfrei eruieren können.

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