Kulinarisches Mandalay – Chilli, Tee & Drogen

Neue Speisen in anderen Ländern zu entdecken, zählt zu den interessantesten und genüßlichsten Erfahrungen. Um möglichst viel authentisches Essen gut kennenzulernen und nicht nur zu erfahren wie es schmeckt, sondern auch, was es ist, haben wir eine Foodtour gebucht. 
 
Unser Guide Sai hat uns einen halben Tag lang quer durch Mandalay verschiedene Speisen und Getränke in unterschiedlichen Lokalen näher gebracht. Außerdem hat er uns spannende Details über die Burmesen erzählt und viele unserer Fragen beantwortet. So eine Tour kann ich jedem Myanmar-Besucher ans Herz legen. 
 

Tempura, Mohinga und Teehaus

Begonnen haben wir bei einem kleinen familiären Stand, der morgens nur ein paar Stunden geöffnet hat und ausschließlich Tempura mit Klebereis anbietet. Dort sind wir an einem kleinen Metall-Tischchen auf kleinen bunten Plastik-Hockern gesessen, die beide von der Größe her eher für Kindergartenkinder geeignet waren. 
 
Das zweite typische Gericht war Mohinga, eine Reisnudel-Fischsuppe in einem Lokal, das mit hölzernen Tischen und Hockern genug Platz zum Essen im Lokal anbietet. Gleichzeitig wird die Suppe dort als Take-away-Produkt in Plastiksackerln abgefüllt. Füssigkeiten in Plastiksackerln sind in Asien übrigens weit verbreitet. 
 
Anschließend ging es in ein Teehaus, wo vor allem Männern, die dann über Politik und Sport plaudern und Zigaretten rauchen, Schwarztee mit Kondensmilch serviert wird. Übrigens gibt es überall Grüntee, der in Thermoskannen auf jedem Tisch zur freien Entnahme steht. Sogar im Teehaus.
 

Reisspenden

Während des ganzen Vormittags sahen wir junge Mönche in dunkelroten und junge Nonnen in rosa Gewändern mit Blechtöpfen Essensspenden sammeln. Wobei die Buben gekochten Reis bekommen, die Mädchen nur rohe Reiskörner. Sie müssen sich ihr Essen selbst kochen. Das sieht nicht so ganz nach Gleichberechtigung aus. Aber gleichberechtigt sind Kinder jedenfalls, was die Tradition betrifft, dass jedes Kind in Myanmar mindestens einmal in ein Kloster geht. Meist im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren. Unser Guide war sogar vier Mal Mönch als Jugendlicher.

 

In Trishaws gequetscht

Von einer zur anderen Location wurden wir mit Trishaws, also Fahrradrikschas, chauffiert. Aus verschiedenen Gründen ein etwas zweifelhaftes Vergnügen. Trishaws werden in Mandalay nur mehr ganz selten verwendet und sind damit gar kein authentisches Transportmittel mehr. Es ist etwa wie Fiakerfahren in Wien. Schwerer wiegt jedoch, dass die Sitze für Europäer etwas eng sind. Und die armen schon älteren Trishaw-Fahrer haben uns leid getan, weil das – zunehmend zur Mittagshitze – nach einem extrem anstrengenden Job aussieht, da jedes Gefährt noch mit zwei Sitzplätzen für Fahrgäste ausgestattet ist.
 

Gemischtwaren-Markt

Auf einem Markt zeigte uns Sai viele der Zutaten, die in den verkosteten Speisen drinnen sind. Ich bin erstaunt, dass es immer noch Gemüse gibt, das ich auf noch keiner meiner Asienreisen kennengelernt habe. Etwas befremdlich war es zu sehen, dass die Heuschrecken, die dort verkauft wurden, teilweise noch lebendig waren und von den Marktfrauen in diesem Zustand zerrupft wurden. 
 
Die Besichtigung des Marktes war jedenfalls sehr spannend, weil hier ausschließlich Locals ver- und einkaufen. Also voll authentisch. Amüsant ist allerdings das Sortiment des Marktes, nämlich alles, was man so braucht. Von den Klassikern Obst, Gemüse, Gewürze, Fleisch und Fisch über Bekleidung und Haushaltswaren bis hin zu selbstgemachten Shampoo, das nur zu besonderen Anlässen oder Feiertagen benutzt wird aber auch Goldschmuck.
 

Bananen mit Göttern teilen

Im Übrigen werden am Markt beispielsweise Blumen, Kokosnüsse oder Bananen auch als Tempel-Opfergaben verkauft. Sai hat uns erzählt, dass sowohl den Göttern als auch ihm gedient ist, wenn er die noch grünen Bananen zuerst bei seinem Tempel als Gabe ablegt und dann später, wenn sie gelb sind, selbst verspeist.
 

Die Betelnuss sorgt für Drogenrausch

Am Ende des Marktes haben wir noch eine typische burmesische Droge ausprobiert. Ich kann gleich vorweg nehmen, es ist furchtbar grauslich. Dazu wird in ein Betelnussblatt eine zerhackte Betelnuss mit Kalk und eventuell Tabak oder andere Geschmackszusätze eingerollt. Diese Kugel wird im Mund wie Kaugummi gekaut wobei der Geschmack eine Mischung zwischen süß und bitter ist. Das Blatt wird dann bald ausgespuckt und man kaut an den Nussstückchen weiter. Dabei entsteht viel Speichel, der sich durch die Frucht rot färbt, und der dann egal wo man gerade ist, immer wieder am Boden ausgespuckt wird. 
 
In Myanmar ist die Betelnuss sehr weit verbreitet, was dazu führt, dass überall auf den Straßen dunkelrote Flecken zu sehen sind. Auch die Zähne mancher Burmesen sind davon dunkelrot oder schwarz. 
 

Teeblattsalat & Mandalay Nudeln 

Ein weiteres wirklich köstliches Highlight ist der Teeblattsalat. Den werde ich sicher noch öfter essen. Zum Abschluss gab es Nudeln nach Zubereitungsart von Mandalay, ein paar Süßspeisen und als farbliches Highlight einen Drachenfruchtsaft. 
 
Bis auf die Betelnuss und den Tee mit Kondensmilch, der für mich eine Spur zu süß war, hat mir alles hervorragend geschmeckt. Meinem Geschmack entspricht es auch, dass fast überall Chilli drinnen ist oder dazu zumindest angeboten wird. Wer einmal selber in Mandalay ist und so eine Foodtour um 35 US$ machen möchte, den kann ich Grasshopper Adventures empfehlen.
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5 Gedanken zu „Kulinarisches Mandalay – Chilli, Tee & Drogen

  1. Liebe Susanne,
    Ich finde es toll wie ihr uns immer an Euren Reisen teilhaben lässt!
    Danke dafür!

    Liebe Grüße aus dem nebligen Wien … Martina

  2. Hallo Susanne,
    Es ist sehr interessant deine Reiseberichte zu lesen und die tollen Bilder anzuschauen.Eine tolle Idee.

    Viel Spass noch und schönen Aufenthalt!

    Liebe Grüsse Lilly

    1. Hallo Lilly!
      Das freut mich, wenn dir die Fotos und Berichte gefallen.
      Ich werde auf jeden Fall weiter berichten, sobald das Internet ein bisschen was hergibt und ich Bilder uploaden kann.
      Danke & liebe Grüße aus Bagan
      Sue

  3. Noch eine Anmerkung zu den Trishaws…

    Mit „…dass die Sitze für Europäer etwas eng sind…“ ist eigentlich gemeint, dass sie unheimlich eng sind. Ein herkömmlicher, nicht überbreiter, europäischer Hintern, kann zwar problemlos hineingequetscht werden, aber ihn beim Absteigen aus dem Rahmen des Sitzes wieder herauszubekommen, bedarf entweder zirkusreifer akrobatischer Fähigkeiten oder es sieht dann höchst ungelenk und peinlich aus. Abgesehen von den Schürfstellen an den Hüften.

    Eigentlich war das Mitfahren auf diesen Gefährten sehr witzig und entspannt. Aber ich denke, wenn so ein dünnes burmenisches Manderl, zwei erwachsene Europäer zu befördern hätte, würde er wohl nimmer vom Fleck kommen.
    Und der Burmese der sich mit mir abkämpfen musste, hat mir eigentlich pausenlos leid getan.

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