DMZ & JSA – nordkoreanischen Boden betreten

Von Südkorea kann man zwar nicht nach Nordkorea reisen, aber es gibt die Möglichkeit, zumindest kurz nordkoreanischen Boden zu betreten. 
 

Straffe geführte Tour

Als Tourist ist das allerdings nur über eine organisierte Tour möglich. Es gibt die sogenannte DMZ-Tour, die einige Stationen auf südkoreanischer Seite wie Gedenkpark, Infiltrationstunnel, Bahnstation sowie einen Fernblick auf die andere Seite bietet. Und bei der sogenannte JSA-Tour darf man dann in die blauen Hütten, die genau auf der Grenze stehen. Also haben wir eine Kombitour gebucht.
 
Ich bin ja kein Freund von gebuchten Touren und für mich hat sich wieder einmal bestätigt, dass diese einem straffen Zeitplan folgen und damit stressig sind und man nicht dort verweilen kann, wo und wie lange man möchte. Trotzdem finde ich gut, dass wir die Tour an die Grenze der beiden Koreas gemacht haben. 
 

Aktueller Fortschritt koreanischer Friedensvertrag

Passend dazu ist der südkoreanische Präsident Moon Jae-in gerade für drei Tage in Nordkorea bei Kim Jong-un um die Verhandlungen zum Friedensvertrag fortzusetzen bzw. haben sie die Atom-Abrüstung beschlossen. Während unserer Tour wurden gerade die ersten Erfolge besiegelt: Das Industriegebiet Kaesong wird wieder geöffnet und das Wandergebiet um die Diamantberge wird wieder freigegeben.
 

Grenzlinien

Von Seoul zum Grenzgebiet sind es nur 40 km und in nicht einmal einer Stunde ist man dort. Wobei es in diesem Fall keine Grenze, sondern eine Demarkationslinie gibt, die MDL für Military Demarcation Line genannt wird, da 1953 nach Kriegsende nie Frieden, sondern nur Waffenstillstand geschlossen wurde. Die Zone je zwei Kilometer links und rechts dieser Linie nennt sich DMZ für Demilitarized Zone. Und dieser vorgelagert ist auf südkoreanischer Seite noch die CCL, also Civilian Control Line, wo wir schon das erste Mal unseren Pass zeigen mussten und die Eintrittsgenehmigung wurde vom Tourveranstalter bereits 48 Stunden vorher beantragt. 
 
Mein Eindruck der Passkontrollen war, dass es sich hier um eine Formsache handelt. Sowohl die südkoreanischen Soldaten bei der CCL sowie die UN-Soldaten bei der DMZ haben beim Durchgehen durch den Bus so schnell geschaut, dass sie wohl gar nicht gemerkt hätten, wenn das gar kein Pass wäre. 
 

Gebückt durch den 3. Tunnel

An der Grenze haben die Südkoreaner schon in den 70iger Jahren vier Tunnel gefunden, die die Nordkoreander gegraben haben, um in den Süden vorzudringen. Wobei die Nordkoreander behaupten, die Südkoreaner hätten sie selbst gegraben. Bei der Tour wird zwar erklärt, warum die Tunnel nur von den Nordkoreanern stammen können, aber überzeugt haben uns die Argumente eigentlich nicht. Jedenfalls kann man den 3. Tunnel besichtigen, der extrem niedrig ist – an manchen Stellen nur 1,6 Meter. Das ist die erste helmpflichtige Besichtigung, bei der ein Helm voll Sinn macht. Wir sind jedenfalls im Gänsemarsch die rund 250 Meter gelaufen, bis man zu einer Absperrung kommt. In dieser Sperre ist ein geöffnetes Fenster. Durch dieses Fenster sieht man bis zur nächsten Absperrung, die schon auf nordkoreanischem Gebiet ist. Nach einem kurzen Blick, muss man sofort wieder umdrehen und im Gänsemarsch retour gehen. Außerdem durften wir im ganzen Tunnel keine Fotos machen. Warum das so ist, ist für mich nicht nachvollziehbar. Insgesamt war dieser Teil, der mit einem Propagandafilm für die DMZ abgerundet wird, mäßig spannend.
 

Ein Blick nach Nordkorea

Die nächste Station war das Dora Observatorium. Von dort kann man mit Ferngläsern nach Nordkorea blicken. Das war bei dem diesigen Wetter schwierig. Mit Mühe konnten wir die jeweiligen Flaggen auseinander halten. Ein Modell, dass das Grenzgebiet darstellt, war dabei das interessanteste für uns, um zu verstehen, wo welche Grenzlinien verlaufen. 
 
Die Dorasan Bahnhofsstation war auch enttäuschend. Wir durften ins Bahnhofsgebäude, aber nicht einmal auf den Bahnsteig. Wobei man von Seoul jederzeit mit dem Zug hierher fahren kann. Bis vor drei Jahren, als das Industriegebiet Kaesong noch in Betrieb war, fuhren die südkoreanischer Manager der südkoreanischen Unternehmen, die ihre Werke im nordkoreanischen Kaesong betrieben, noch hierher. Die meisten Arbeiter waren Nordkoreaner. 
 

Panmunjeon

Nach einem ausgezeichnete Bulgogi als Mittagessen war es dann endlich soweit. Wir machten uns auf den Weg zum Camp Bonifas, natürlich wieder mit Passkontrollen. Dort wurden wir von amerikanischen Soldaten in Empfang genommen waren. In ihrer UN-Funktion bereiteten sie uns auf Panmunjeon, auch JSA – Joint Security Area genannt, vor. Wir mussten einen Wisch unterschreiben, in einen anderen Bus einsteigen und durften nur unsere Kameras und Smartphones in der Hand mitnehmen. GoPro war nicht erlaubt. Nach einer kurzen Fahrt kamen wir dann genau dort an, wo man einen Schritt auf nordkoreanischen Boden machen kann. 
 

In den blauen Hütten

Es ist alles sehr militärisch und für mich übertrieben. Wir mussten in Zweierreihe durch das Gebäude gehen, von dem aus wir zu den berühmten blauen Hütten sahen. Fotos durften ausschließlich Richtung Nordkorea gemacht werden. Keinesfalls nach links, rechts oder das Gebäude, durch das wir gerade durchmarschiert waren. Nach ein paar Minuten ist dann die Gruppe von rund 50 Leuten gemeinsam in eine blaue Hütte hineinmarschiert. Genau in der Mitte der Hütte verläuft die Grenze. Also standen wir nun wirklich auf nordkoreanischen Boden. Und dann hatten wir genau zwei Minuten Zeit in der Hütte. Wir durften Fotos machen. Aber wieder nur in Richtung Nordkorea. Und dann mussten wir wieder hinaus und es ging zurück. 
 
Das war es also. Zwei Minuten Nordkorea. Sehr unspektakulär. Angeblich gibt es auch Touristen aus Nordkorea, die diese blauen Hütten besuchen. Allerdings zu anderen Zeiten. Und unter den UN-Soldaten, die dort zur Bewachung stehen, sind auch keine Nordkoreaner dabei. Deshalb kam mir das ganze ein bisschen wie eine Touristenveranstaltung vor. 
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3 Gedanken zu „DMZ & JSA – nordkoreanischen Boden betreten

  1. Also dieses ganze militärische Wettpinkeln ist nicht so meins, aber ich bin über das Wort „Bulgogi“ gestolpert. Nachdem ja ganz zu Beginn der Reise auch schon „Bibimbap“ vorgekommen ist, hab ich mich da mal informiert… klingt nach den gefundenen Rezepten sehr gut! Dakdoritang wär sicher auch nicht schlecht oder Haemultang. Guten Appetit! ;)) Doris

    1. Hää? Echt? Gib‘ nicht so an. *griiiins*
      Ist uns noch gar nicht untergekommen. Aber das Problem ist wahrscheinlich, dass fast alle Speisen nur in koreanisch geschrieben werden und nicht in unserer Schrift. Sehr oft gibt es Bilder und oftmals gibt es eine Umschreibung in Englisch. Aber die Namen der Gerichte bleiben uns dadurch trotzdem unverständlich.

      1. Zu Dakdoritang meinte google das wär ein scharfer Eintopf mit Huhn, Erdäpfel und Nudeln und das andere ist ein Meeresfrüchteeintopf mit Gemüse. Viel Spass!

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