Praterstimmung & Pachinko-Wahnsinn in Osakas Stadtteil Umeda

Nach dem eher langweiligen Besuch der Osaka-Burg sind wir in eine belebtere Gegend gefahren. In Umeda angekommen merkten wir sofort, dass es ein etwas schickerer Teil von Osaka ist. Wobei man schicker etwas relativieren muss, weil eigentlich nur Tokyo wirklich schick ist. Tokyo ist einfach eleganter, hübscher, sauberer und die Menschen sind feiner und gestylter. In Osaka herrscht mehr hemdsärmelige Atmosphäre und man hat eher das Gefühl am Land zu sein. Es ist zwar auch hier alles sauber, doch es sieht trotzdem etwas schludriger aus.

Jedenfalls gibt es in Umeda – so wie in vielen Teilen Osakas – einige Einkaufszentren. Ein ganz neues ist das Hep5, an dem ein rotes Riesenrad angebaut ist. Es erinnert mich ans Wiener Riesenrad im Prater, doch dieses hier ist komplett rot und moderner, größer und hat viel mehr Gondeln. Also haben wir eine Runde in luftigen Höhen gedreht und den netten Ausblick über Umeda genossen.

Pachinko

Wieder am Boden angekommen sind wir noch ein bisschen durch die Straßen und Arkaden geschlendert. Wenn es hier dunkel wird, fangen die Leuchtreklamen zu blinken an und es kommt so etwas wie Praterstimmung auf. Genau in dieser Stimmung sind wir dann auch in einer Pachinko-Halle gelandet. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass es Pachinko überhaupt gibt und damit natürlich auch nicht, was es ist.

Einfach gesagt ist es ein Automaten-Glücksspiel. Wie es genau funktioniert, wissen wir nicht. Auf jeden Fall stehen ganz viele Kisten mit kleinen silbernen Metallkugeln herum, die irgendwie in die Automaten gebracht werden und dann im Gerät durch die Gegend fliegen. Die Spieler, die wie hypnotisiert auf ihren Spielautomaten starren, sitzen vor dem Gerät mit einem Joystick und einem Knopf und bearbeiten beide regelmäßig. Aber wir haben keine Ahnung, wohin die Kugeln fallen sollen, müssen oder nicht dürfen.

Aber abgesehen davon, dass es für uns undurchschaubar ist und Glücksspiel in Japan eigentlich verboten ist, gibt es eine ganz andere Komponente, die für uns viel mehr irritiert hat. Das sind die Hallen in denen Pachinko gespielt wird. Man muss sich das so vorstellen.

Unbeschreiblich laut

Wenn man die Glasschiebetüren zum Betreten der Spielhalle durchschreitet, erfolgt als erstes ein Gehörsturz. Es ist so unbeschreiblich laut, dass man sich nicht einmal mehr selbst denken hören kann. Die Automaten und die fliegenden und fallenden Kugeln sowie die Musik und diverse Durchsagen dröhnen um die Wette. Außerdem stehen Automaten Reihe um Reihe herum und erstaunlicherweise sind fast alle Plätze mit Spielern – angeblich sogar tendenziell mehr Frauen – belegt. Das dürfte aber immer so sein, denn als wir uns an anderen Tagen und zu anderen Zeiten andere Patchinko-Hallen angesehen haben, waren dort auch immer so viele Plätze besetzt. Wie wahrscheinlich in einer Spielhalle üblich – genau weiß ich es nicht, weil ich keinerlei Erfahrung damit habe – bzw. wie ich es mir vorstelle, steht intensiver Zigarettenrauch herum. Dazwischen wuseln die Pachinko-Betreuer, die Boxen mit Kugeln und Getränke herum tragen. Es ist hier also laut, verraucht, hektisch und kein Platz, an den man verweilen will. Wir wissen jedoch inzwischen, dass die Japaner süchtig nach diesem Spiel sind und verstehen so, warum es an jeder zweiten Ecke so eine Pachinko-Halle gibt.

Um einen Eindruck zu bekommen, wie sich das anhört, durch so eine Halle zu gehen, haben wir heimlich ein Video gemacht.

 

Geldscheine aus den Schießschaften

Kurios sind die Schießscharten-ähnlichen Öffnungen in den Wänden in der unmittelbaren Nähe der Hallen. Dort schieben Spieler kleine Pakete durch den Schlitz und die Person dahinter reicht Geldscheine zurück. Wir haben uns diesbezüglich schlau gemacht. Es Sind kleine Goldbarren, die Sachpreise darstellen, damit das Verbot von Glücksspielen umgangen werden kann.

Vom Stadtviertel Umeda gibt es hier noch ein paar Bilder.

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