Schlamm und Luftprobleme in Inwa

Wer südlich von Mandalay Orte wie Sagaing oder Amarapura besucht, nimmt meist auch das ebenfalls rund 30 km entfernte Inwa mit. Die ehemalige Königstadt Ava liegt auf einer Insel und ist für Touristen mit der Fähre erreichbar. Also brachte uns auch unser Taxifahrer zur Bootsanlegestelle, wo wir sofort von einer Falthut-Verkäuferin in Beschlag genommen wurden. Das war erste Schritt in eine extreme Touristen-Enklave. Deshalb kostete es uns auch etwas Mühe den Fährticket-Verkäufer zu finden. Trotzdem schafften wir es bereits nach wenigen Minuten zur Insel überzusetzen.
 

Schlammstraße

Ein Charakteristikum von Touristen-Enklaven ist der Umstand, dass man keine Möglichkeit hat, einen eigenen oder individuellen Weg zu nehmen. So wurden wir am Ufer von Inwa sofort wieder von zwei Souvenierverkäuferinnen in Beschlag genommen, die versuchten mit gebetsmühlenartigen Verkaufsformeln ihre Souveniers an den Mann zu bringen. In den Chor von nicht enden wollenden Stimmen reihten sich dann auch die Kutscher der Pferdefuhrwerke ein, die den Weg vom Steg weg säumten. Weg ist allerdings das falsche Wort. Es war viel mehr eine Schlammstraße, die vom Ufer weg führte. Kaum möglich trockenen Fußes weiter zu kommen. Und war der einzige Weg, den es dort gab. Also umgehen oder ausweichen unmöglich.
 

Kampf gegen Pferde und Atemnot

Eigentlich war unser Plan, einfach zu Fuß zu den Sehenswürdigkeiten von Inwa zu gehen. Denn aufgrund meiner ausgeprägten Allergie gegen Pferdehaare, ist es für mich nicht möglich, mit einer Pferdekutsche unterwegs zu sein. Im Vorfeld hatten wir bereits recherchiert, dass die historischen Gemäuer nicht allzu weit von der Anlegestelle entfernt sind. Doch als wir uns auf der matschigen Straße in nur ganz kleinen Schritten fortbewegen konnten und Andreas auch noch mit seinen Schuhen mitten im Schlamm steckte, war uns klar, das ist keine gute Alternative. 
 
Der Weg war links und rechts ganz dicht mit den Pferdefuhrwerken gesäumt. Bereits nach 10 Minuten bekam ich tränende Augen, eine rinnende Nase und konnte nur mehr schwer atmen. Wir waren voll genervt, während die Kutscher unentwegt auf uns einredeten. Und wir waren ratlos, wie wir dieser höchst unangenehmen Situation entkommen könnten.
 
Kurz nachdem ich erwähnt hatte, dass ich Probleme mit Pferden habe, stand plötzlich ein Mopedfahrer neben uns. Er fragte nach, ob ich eine Allergie habe und ob wir mit dem Moped fahren wollten. Da wir schon ziemlich verzweifelt waren, verhandelten wir mit ihm. Auch weil wir nicht wussten, ob der Weg noch ewig so schlammig weitergeht und wie wir die ständigen Frager abschütteln sollten. Als uns der Mopedfahrer anbot, dass sich Andreas bei ihm zu Hause die Füße und Schuhe sauber machen könnte, sind wir auf den Deal eingestiegen.
 

Zu dritt am Moped

Also setzte sich der Bursche auf sein Puch Maxi-artiges Gefährt und wir nahmen beide hinter ihm Platz. Beim Festhalten an seinem Oberkörper hatte ich ein bisschen Angst, dass sein Brustkorb zerbrechen könnte, weil der Bursche so dünn war. Schließlich brachte er uns wirklich zu sich nach Hause. Eine offene Hütte war wohl die Wohnung seiner Familie. Links davon standen zwei löchrige Holzwände im rechten Winkel. In dieses Badezimmer führte uns der Mopedfahrer und Andreas konnte dort aus dem großen Wasserbottich das flüssige Nass fürs Säubern seiner Füße heraus schöpfen. Ein paar Sekunden später tanzte auch schon die Mutter des Burschen mit Waschmittel an und schrubbte die Sandalen von Andreas sauber. Diese Hilfsbereitschaft war unschlagbar. Wir hatten in diesem Augenblick zwar noch keinen Frieden mit der Stadt Inwa geschlossen, aber ein bisschen sympathischer wurde sie uns in diesem Augenblick schon. 
 
Jetzt konnte es endlich mit der eigentlichen Besichtigung los gehen. 
 

Beeindruckende Klostergemäuer

Das Maha Aungmye Bonzan Kloster ist ein interessantes historisches Gebäude dessen Mauern sich außen in hübschen gelb-schwarz changierenden Steinmauern präsentieren. Leider kämpfte ich noch immer mit Luftmangel bzw. Atemlosigkeit und so erforschte Andreas das Gebäude alleine, während ich inzwischen auf der Schattenseite sitzen blieb und mich zu erholen versuchte. 
 
Nach der Erkundungstour des Klosters marschierten wir zurück zu dem Platz, wo das Moped parkte. Seinen Fahrer aus den zahlreichen Einheimischen selbst herauszufinden ist oft eine Herausforderung. Wenn man mit sich selbst und dem Aufnehmen der unzähligen Eindrücke beim Sightseeing beschäftigt ist, merkt man sich die Person nicht so gut. Und irgendwie sehen Asiaten für uns alle gleich aus. Aber man kann sich in südostasiatischen Ländern immer auf seinen Fahrer oder Guide verlassen. Denn sobald man mit seinem suchenden Blick beginnt, steht der Einheimische zu 100 % schon da. Das ist echt beruhigend und sehr komfortabel.
 

Vergammelter Watch Tower

Vom zweiten Platz den wir besichtigten, nämlich vom Nanmyin Wachturm, waren wir offen gesprochen enttäuscht. Der Turm war ziemlich vergammelt, obwohl letztes Jahr renoviert wurde. Man durfte ich auch nicht besteigen, also keine Aussicht genießen. Und vor dem Turm standen ein paar Tische mit Souveniers und penetranten Verkäufern herum, die uns ständig vor der Nase herum tanzten und so den Blick auf den Turm die Sehenswürdigkeit versperrten.
 
Also ließen wir uns bald wieder zur Fähre zurückfahren. Unser mutiger Mopedfahrer hätte uns auch bis zur Anlegestelle gebracht. Wir zogen es aber vor, da wir ja noch immer zu dritt auf einem schmalen, wackeligen Moped saßen, die letzten Meter doch zu Fuß zu gehen. Denn nach ein paar Metern extrem wackeliger Fahrt durch den tiefen Schlamm stiegen wir ab. Wir wollten nicht risikieren, mit dem Moped auszurutschen und im Schlamm zu liegen. Unserer Fahrer war noch so nett und zeigte uns einen Weg durch die Schlammstraße, auf dem wir nicht schmutzig wurden. Es gibt nämlich doch Steine, Bretter und kleine trockene Flecken, die man nutzen kann, wenn man sie kennt oder findet.
 
Als wir endlich wieder auf der Fähre waren und zum Festland übersetzen um nach Amarapura weiterzufahren, war ich froh, dieser mit Pferdehaaren geschwängerten Luft endlich zu entkommen. Leider haben wir von diesem Ausflug nicht besonders viele Bilder oder Filme, weil wir sowohl beim Ankommen als auch beim Moped fahren so konzentriert waren, die Situationen heil zu überstehen, dass wir weder fotografierten noch filmten. 
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