Verkehr in Mandalay

Dass der Verkehr in Mandalay „leicht chaotisch“ sei, ist eine maßlose Untertreibung. Tatsächlich ist der Verkehr hier völlig verrückt und durchgeknallt. 
 

Verkehrsregeln Fehlanzeige

Nicht einmal grundsätzliche Verkehrsregeln scheinen hier Gültigkeit zu haben. Verkehrszeichen gibt es zwar, einige wenige, aber die haben scheinbar eher nur dekorativen Charakter und werden primär ignoriert. Ampeln gibt es auch und man erkennt, dass die Anzahl jener die sie beachten größer ist als die Anzahl jener die sie ignorieren, aber mehr nicht. Und sogar wild fuchtelnden und pfeifenden Politessen wird nicht durchwegs Folge geleistet.
 
Fahren auf der rechten Straßenseite und die Bedeutung von Einbahnen scheinen speziell für Moped- und Motorradfahrer auch nur von theoretischer Bedeutung zu sein.
An einigen wenigen, meist sehr großen Kreuzungen, gibt es sogar separate Fußgängerampeln. Diese zeigen praktischerweise auch an, wie lange man noch Grün hat. Aber die helfen den Fußgängern eigentlich gar nichts. Denn die Auto- und Mopedfahrer sehen diese Ampeln nicht. Und da sie ihre eigenen Ampeln gerne ignorieren, fahren sie einfach und somit ist man als Fußgänger wieder der Verlierer.
 

Gehsteige jedenfalls nicht für Fußgänger 

Übrigens, es gibt in Mandaly gelegentlich so etwas wie Gehsteige. Doch scheint den Bewohnern niemand erklärt zu haben, wozu diese gut sind. Sie werden nämlich fast durchgängig als Parkplatz, Mopedreparaturplatz, Lagerplatz oder als Platz zum Aufbau des eigenen Verkaufsstandes oder als quasi „Gastgarten“ des jeweiligen Lokals verwendet. Also auch „Gehsteig“ ist hier ein Theoretikum.
 
Der Verkehr ist irgendwie eine große, laute, wabernde Masse aus Blech, Plastik und Menschen. Vorrang oder Nachrang scheint es nicht zu geben.
Unterschiedliche Verkehrsströme, fließen einfach irgendwie ineinander ohne aufeinanderzuprallen aber auch ohne anzuhalten. Trotzdem haben wir in der einen Woche, die wir in Mandalay Teil dieses Wahnsinns waren, keinen einzigen noch so kleinen Unfall gesehen. Irgendwie scheint das also zu funktionieren.
 
Aus em Buch „Gebrauchsanweisung für Myanmar“ von Martin Schacht, das ich jedem Myanmar-Neuling empfehlen kann, habe ich folgende, ausgesprochen treffende Beschreibung:
„Die Fahrer denken übrigens nicht daran zu halten, nur weil irgendwer gerade die Straße überquert. Als Fußgänger stürzt man sich am besten todesmutig in das Getümmel, und alles geht gut, solange man sich mit gleichmäßigem Tempo bewegt. Die Fahrer berechnen die Geschwindigkeit der Fußgänger und fahren einfach um sie herum. Wer stehen bleibt, hat verloren und kommt nie wieder vom Fleck.“
 

Wiedergeburt 

Auch glaube ich, da dieses fatalistische Verhalten im Straßenverkehr etwas grundsätzlich buddhistisches an sich hat. Am Ende kann ja eigentlich gar nichts Schlimmes passieren. Wenn man doch überfahren wird, wird man ja sowieso wiedergeboren und vielleicht wird es dann besser.
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