Burmesische Python zum Frühstück

Gleich vorweg: Burmesische Python ist keine Frühstücksdelikatesse in Myanmar. Obwohl ich das schon seit unserer Hong Kong-Reise geplant habe, es ist mir noch immer nicht gelungen Schlangensuppe zu bekommen. Auch nicht in Myanmar.

ONE Championship

In Asien gibt es die sogenannte „ONE Championship“. Das ist die größte Liga für Martial Arts Wettkämpfe. Martial Arts ist in Asien gerade ein echter Hype und wohl am ehesten vergleichbar mit Boxen in Europa und den USA. Es ist eine Mischung aus Boxen, Ringen, Kickboxen und noch anderen asiatischen Einflüssen wie bspw. Muay Thai und Jiu Jitsu.

Wenige Tage nachdem wir in Yangon angekommen und unser Zimmer im Rose Garden Hotel bezogen haben, sind plötzlich eine Vielzahl an mörder Kraftlackeln, muskelüberhäufte asiatische Athleten und noch mehr Groupies, Organisatoren, Trainer, Journalisten usw. ins Hotel eingefallen. Im Frühstückssaal sind sie primär durch ihre Wuchtigkeit aufgefallen. Im Foyer und am Pool durch pausenloses Posen und fotografiert und „beselfiet“ werden.

Hero’s Dream

Eine kurze Recherche hat ergeben, dass diese Tage ein echt großer Titelkampf in Yangon ausgetragen wird. Der amtierende Mittelgewicht-Weltmeister des ONE Championships, der Burmese Aung La N Sang, mit dem Kampfnamen „Burmese Python“ verteidigt seinen Titel gegen Alain Ngalani („The Panther“) aus Hong Kong. Und eigentlich war es dann auch bald für jedermann klar ersichtlich, denn überall in der Stadt und auch am Portal unseres Hotels hingen mächtige Plakate mit den Konterfeis der beiden grimmig dreinschauenden Kontrahenten. Hier zu sehen: Hero’s Dream

So weit so gut. Uns ging das das eher am … vorbei, weil wir beide an dieser Sportart echt gar nicht interessiert sind. Mich hat’s eher gestört, weil am Frühstücksbuffet und am Pool immer recht viel los war. Andererseits haben aber auch ein paar sogenannte „Ringgirls“ das Pool besucht, was wiederrum ein ausgesprochen angenehmer Anblick war.

Der Abend der Entscheidung

Am Abend des Titelkampfes habe ich, wie des öfteren durchs burmesische Fernsehprogramm gezappt, was recht rasch vonstatten geht, weil es nur ganz wenige englischsprachige Sender gibt, sich andererseits mein burmesisch auf drei Worte beschränkt, diese im Fernsehen aber nicht so oft vorkommen.
Wie es der Zufall will lande ich auf einem Sportkanal in dem Moment als die beiden Tiere, die Python und der Panther, mit theatralischen Worten vom Ringsprecher vorgestellt werden. Naja und da bin ich dann hängengeblieben und habe mir „den Schmus“ doch glatt angesehen.
Nach viereinhalb Minuten war das Tänzchen erledigt, Aung La N Sang hat gewonnen und damit seinen Titel in seinem Heimatland verteidigt und das Stadium hat getobt und gebebt – unvorstellbar.
Mir hat der Kampf (so wie auch andere, die ich mittlerweile im Internet sah) nicht gefallen. Ich finde diese Kämpfe äußerst statisch und unelegeant. Aber ich habe wohl auch keine Ahnung.

Beim Frühstücksbuffet

Am nächsten Morgen, beim Frühstücksbuffet stapft plötzlich dieser Aung La N Sang an uns vorbei und setzt sich an den Nebentisch. Ich war mir augenblicklich absolut sicher, dass er es ist. Susanne hat, wie immer, wenn ich etwas behaupte, wehement gezweifelt. Doch wer Aung einmal gesehen hat, erkennt ihn garantiert wieder. So wie man auch Sebastian Kurz jederzeit wiedererkennen würde. Beide haben… sagen wir ‚mal… sehr auffällige Ohren.

So saß ich nun da und überlegte. Einerseits interessieren mich dieses Martial Arts und diese Wettkämpfe echt gar nicht. Andererseits ist der Typ im Augenblick der bekannteste und beliebteste Burmese der Welt.
Also Handy geschnappt auf Selfiemodus gestellt und zum Nachbartisch gewackelt.
„Ähm… Excuse me… I saw you yesterday in television…“
Er drehte sich zu mir drückte mir die Hand und weil er sicher wusste, dass all diese Typen mit dem Handy in der Hand ihm gratulieren wollen, bedankte er sich noch bevor ich meinen Satz fertig hatte.
„Ähm… do you mind… a foto…?“
Schon hat er sich an meine Seite gestellt, seine Pranke auf meine Schulter gelegt und geposed.
Profi wie er ist hat er aber erkannt, dass das Licht ungünstig ist, mich und sich umarrangiert und war schon wieder in Pose.
Dann noch ein ganz kurzer Smalltalk. Woher ich denn sei. Dass Österreich schon wirklich sehr weit weg sei. Dass er sich freut, dass wir hier in Myanmar sind, dass ich auch einen „strong body“ hätte. Hihi, Humor hat er also auch. Und alles in perfektem und gut verstehbaren Englisch. Und insgesamt eigentlich ein sympathischer und freundlicher Kerl.

So kommt ein völlig ahnungsloser Österreicher zu einem Selfie und kurzen Plausch mit dem amtierenden Mittelgewicht-Martial Arts-Weltmeister „Burmese Python“.

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