Akihito hat sich verweigert

Wenn wir schon einmal in Tokyo sind, wollen wir natürlich Kaiser Akihito besuchen. Also zogen wir unseren Reiseführer zu Rate, der uns informierte, dass wir uns zuerst anmelden müssen.

Wie wir inzwischen gelernt haben, muss man sich in Tokyo für vielerlei Aktivitäten anmelden, also nicht nur, wenn man zum Kaiser vordringen möchte. Es fängt schon bei den Hotels an, die man leider nicht spontan beziehen kann, was ich ja noch irgendwie verstehen kann. Aber dass man auch für diverse Sehenswürdigkeiten eine Anmeldung braucht, finde ich nicht so knackig. Also geht auch ein Skytree, für den man nicht nur den Tag sondern sogar die genaue Uhrzeit angeben muss und sogar bei manchen Museen wie dem Ghibli-Museum. Dort ist es besonders schwierig, weil die Reservierung nur auf der ausschließlich japanisch geführten Website durchgeführt werden kann.

Wir hatten gelesen, dass man sich für den Kaiserpalast nur ein bis zwei Stunden vorher mit Reisepass registrieren. Das wollten wir tun, doch bei der Palastwache angekommen, war alles ganz anders. Man schickte uns – wie so oft hier – den einzig Englisch sprechenden Menschen, der uns erklärte, dass wir mindestens 7 Tage vorher anrufen müssen um einen Antrag einzubringen. Also mit spontan und kurzfristig geht hier gar nichts. Irgendwie hatten wir bereits geahnt, dass man uns keine Audienz beim Kaiser gewährt. Aber dass man nicht einmal kurzfristig den Kaiserpalast besuchen kann, von dem man sowie nur ein Stückchen des unbewohnten Teiles besichtigen darf, haben wir keinesfalls geahnt.

Also muss der Garten herhalten

Damit wir trotzdem noch etwas von den kaiserlichen Ambiente erleben können, haben wir uns die außerordentlich hübsch angelegte Parkanlage angesehen und noch Kirschblüten, Kois & Co. fotografiert und sind anschließend zu unserem Hotel zurück geschlendert, um uns ein Nachmittagsprogramm auszudenken.

Was ist ein Garten und ein Geschäftsviertel wert?

Wenn wir schon keine Details zum Palast schildern können, können wir mit anderen interessanten Details aufwarten. 

Das Palastgelände ist etwa 110.000m2 groß – in unserem Reiseführer wird sogar von 1 Million m2 geschrieben. Das ist eine wirklich große, wenig bebaute aber sehr grüne Fläche in der Mitte von Tokyo. Während des Grundstück-Preisbooms Anfang der 90er-Jahre war dieses Areal so viel wert wie Kalifornien.

Das Geschäftsviertel Marunouchi (丸の内) zwischen dem Kaiserpalast und dem Bahnhof Tokyo ist das Zentrum des japanischen Bankwesens. Die Zentralen der drei größten Banken Japans haben hier ihren Sitz. Auch die Zentralen vieler Unternehmen des früheren Mitsubishi-Zaibatsu befinden sich in Marunouchi. Genau vis-a-vis des Palastgartens erhebt sich eine wirklich mächtige Skyline der Hochhäuser.

1890 erwarb Iwasaki Yanosuke, jüngerer Bruder und Nachfolgers des Gründers des Mitsubishi-Zaibatsu, das Land, das bis dahin als Exerzierplatz diente, für 1,5 Millionen Yen von der neu installierten Meiji-Regierung. Angeblich entspricht das heute einem Wert von etwa 7.000 Euro. Er setzte sich damit dem Spott der japanischen Geschäftswelt aus, die das offensichtlich nutzlose Grundstück auch gleich „Mitsubishi-Brachland“ taufte. Die neuen Besitzer errichteten ein Geschäftsviertel im englischen Backstein-Stil. Das 2002 eröffnete Marunouchi Building steht auf dem angeblich teuersten Stück Land in ganz Japan, mit einem Wert von 21 Millionen Yen pro Quadratmeter. Ich glaube heute spottet niemand mehr.

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