Atom + Aluminium = Atomium

Eigentlich ist das Atomium eine offensichtlich veraltete und heutzutage kaum noch spektakuläre Sehenswürdigkeit. Unter Atomium – ein Brüssel-Klassiker gibt es dazu unseren Reisebericht.
Jedenfalls irgendwo am Rande von Brüssel nahe eines Wäldchens, welches dem belgischen König gehört, auf einem 60 Jahre alten Austellungsgelände steht das Atomium. Weit weg von Europaviertel und Manneken Pis. Kein echter Renner. Vor allem voll retro. Und von den Brüsseler Tourismusverantwortlichen selbst auch nicht sehr beworben. Was aber voll schade ist. Da wird diese lächerliche Bronzefigur, die in einem bedeutungslosen Winkel der Brüsseler Innenstadt steht und in ein Becken pisst, deutlich mehr beworben und völlig ungerechtfertigt zu einem Wahrzeichen Brüssels erhoben. Die kann aber gar nichts, ist noch viel unspektakulärer, viel mehr retro und wirklich fad.

 

Wahrzeichen der Weltausstellung 1958

Das Atomium wurde zur Weltausstellung 1958 erbaut. Da waren wir alle noch nicht geboren. Diese war nach einer 13-jährigen Pause, die erste Weltausstellung nach dem zweiten Weltkrieg. Dementsprechen hoch waren auch die Erwartungen. Überlegt wurde damals auch ein 500 Meter hoher Funkturm mit Glasfassade. Das wäre für Ende der 50er-Jahre eine konstruktionstechnische Spitzenleistung gewesen. Jedoch konnten sich die beiden Entwickler nicht auf einen finalen Entwurf einigen und einer der beiden verstarb noch vor dem Beschluss. So wurde als Wahrzeichen für die Weltausstellung das Atomiun gebaut. Der Name ist ein Kunstwort und setzt sich aus Atom und Aluminium zusammen. Und es war, obwohl es nur gut 100 Meter hoch ist – für heutige Verhältnisse eher popelig – damals die Spitze der bau- und konstruktionstechnischen Möglichkeiten. Es sollte auch demonstrieren was die Stahlindustrie zu schaffen vermag.
 

9 Atomium-Silberkugeln 

Die Konstruktion besteht aus 9 Kugeln, mit einem Durchmesser von jeweils 18 Metern. Die Aussenhaut dieser Kugeln bestand ursprünglich aus über 700 Aluminiumplatten, welche im Laufe der vergangenen 50 Jahre gänzlich matt und grau wurden und im Zuge der Renovierung von 2004 bis 2006 durch toll glänzende Edelstahlplatten ersetzt wurden. Die Kugeln sind durch 20 jeweils 23 Meter lange Röhren miteinander verbunden, die teilweise Rolltreppen mit 35 Metern Länge – damals die längsten Europas – beherbergen. Von der untersten Kugel zur obersten fährt ein Lift, mit 5m/s, damals der schnellste Europas, zur Aussichtsebene auf 92 Meter, die auch ein kleines Restaurant beherbergt. In 5 der anderen Kugeln sind Ausstellungen und Informationsstände untergebracht.
 
Insgesamt stellt das Atomium so eine Elementarzelle des Kristallgitters von Eisen, dem Grundstoff von Stahl, dar.
 
Meiner Meinung nach sollte man sich, als Besucher von Brüssel, das Atomium unbedingt ansehen. Es sei denn man kann mit „ein bisserl Retro“ wirklich gar nichts anfangen. Auf jeden Fall kann es mehr als ein 60 cm großer Bronzebub der Brunnenwasser pinkelt oder das 157. Schokolademusuem in dem man wieder einmal alles über Schokolade erfährt.
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