Brückentour & Geburtstagsständchen im Südpolarmeer

Von den Falkland Inseln nach Südgeorgien, die politisch beide britischem Überseegebiet angehören, dauert die Fahrt mit dem Schiff gute zwei Tage. Das bedeutet, dass rund um das Schiff nur Meer zu sehen ist, so weit das Auge reicht. Das war einerseits unglaublich beeindruckend, andererseits machte mir der hohe Wellengang etwas zu schaffen.

Pflichtprogramm

Eigentlich dachten wir, dass wir an den Seetagen so richtig entspannen und uns erholen können und die Zeit zum Lesen oder Fotos aussortieren nutzen könnten. Doch überschüssige Zeit oder gar Langeweile hatten wir auf dieser Reise nie. Einerseits vereitelte der herausfordernde Seegang manche Aktivitäten, wie beispielsweise lesen, weil die Buchstaben verschwammen und ein mulmiges Gefühl entstand oder Fotos sortieren, weil es zu rumpelig war und man immer die falschen Fotos geklickt hätte. Andererseits war das Angebot an Vorträgen, die uns interessierten, recht groß. Und zusätzlich gab es noch Pflichtveranstaltungen für alle Mitreisenden, an denen wir teilnehmen mussten.

Da gab es allen voran das Briefing zu den IAATO Vorschriften. Also jenen Vorgaben der Internationalen Vereinigung der Antarktisreiseveranstalter, die man bei den Anlandungen in dieser Region beachten muss. Da geht es vor allem um den Schutz der Natur sowie um das Verhalten gegenüber Tieren. Die Prozedur wurde mit einem Check der äußersten Schicht, die man bei den Landgängen trägt, abgeschlossen. Also Hauben, Handschuhe, Jacken, Hosen, Rucksäcke und Stiefel wurden auf Samen, Erde und Steine geprüft und diese gegebenenfalls entfernt. Die Stiefel mussten wir auch durch ein Desinfektionsbad ziehen. Und uns wurde eingeschärft, dass wir unser Equipment nach jedem Landgang immer wieder auch selbst auf Verunreinigung prüfen sollten. Abschließend musste wir sogar unterschreiben, dass wir alles verstanden hatten und beachten würden.

Besuch auf der Brücke

Zu den optionalen Programmpunkten zählte unter anderem eine Führung auf der Brücke. Die Brücke der MS Sea Spirit ist zwar eine sogenannte offene Brücke und kann damit eigentlich jederzeit von jedem Menschen am Schiff besucht werden, außer ein rotes Schild verbietet das, weil gerade eine wichtige Situation stattfindet, wie zum Beispiel Anlegen im Hafen. Doch so ein Besuch auf der Brücke ist wie ein Besuch in einem Cockpit eines Flugzeuges. Viele Geräte und Anzeigen und als Laie weiß man gar nicht, was wofür notwendig ist. Deshalb haben wir an so einer Führung teilgenommen und damit einen Einblick erhalten, wie dieses Schiff durchs Meer bewegt wird. Wirklich auskennen tue ich mich jetzt trotzdem nicht. Aber ich fand es beruhigend, dass trotz aller elektronischer Geräte und Hilfsmittel als Backup noch immer alle wichtigen Navigationsdetails auch händisch aufgeschrieben werden und das Schiff auch ganz ohne Elektronikunterstützung händisch navigiert werden kann.

Vorbereitung auf Wale

Wir haben uns einen sehr spannenden Vortrag über Wale angehört, in dem auch die Erkennungsmerkmale jener Wale, die wir auf dieser Reise antreffen könnten, genau beschrieben wurden. Irgendwie sahen für uns Laien die Wale trotzdem recht ähnlich aus. Denn beim anschließenden Identifizieren, welchen Wal wir auf den Fotos erkennen würden, haben wir alle ziemlich versagt. Nur ein Stück der Rückenflosse, des Blases oder der Fluke sehen für uns zu ähnlich aus. Gut, dass immer Experten an Bord waren, die uns bei Walsichtungen Bescheid gaben, damit wir gleich hinaus an Deck gehen konnten und die Tiere selbst beobachten konnten und uns dabei auch immer gleich sagen konnten, um welchen Wal es sich gerade handelt.

Kapitänscocktail

Abends gab es dann den Welcome Cocktail des Kapitän, der in ausschweifenden, blumigen Worten die Schiffscrew vorstellte und dabei immer wieder erwähnte, dass er sich kurz fassen würde. Selbstkritisch stellte er fest, dass man am dritten Tag nach Auslaufen des Schiffes nicht mehr wirklich von einem Welcome Cocktail sprechen kann. Warum er aber nicht früher dazu bereit war und auch nicht ankündigen wollte, wann er das tut, lässt mich vermuten, dass er ziemlich eingebildet ist. Wie auch immer, wichtig ist nur, dass er seinen Job gut macht und uns heil durch die Antarktis bringt. Und das sagte man ihm zum Glück nach.

Geburtstagsständchen

Schlussendlich hatten wir dann noch, wie jeden Abend, ein köstliches, dreigängiges Dinner. Da die Crew alle Daten von uns hat, wissen sie natürlich ganz genau, wer wann Geburtstag hat. Deshalb stand beim Dessert die gesamte Servicemannschaft neben unseren Tisch und trällerte mit viel Begeisterung und begleitender Gitarre sowie dazupassendem Geklatsche ein Happy Birthday für Andreas. Natürlich gab es auch eine Geburtstagstorte mit Kerze, die anschließend gleich aufgeschnitten und mit Vanilleeis serviert wurde.

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7 Gedanken zu „Brückentour & Geburtstagsständchen im Südpolarmeer

  1. Hallo! Den Kleidungscheck plus Desinfektion find ich super, ist ja echt nicht notwendig, irgendwas einzuschleppen! Und dass die die Geburtstage der Mitreisenden feiern, find ich total nett. Da habt ihr anscheinend einen echt guten Veranstalter erwischt. Liebe Grüsse

    1. Es war zwar wirklich sehr nett. Aber auch seeehr überraschend. Und im ersten Moment hatte ich Susanne im Verdacht gepetzt zu haben. 🙂
      Noch überraschender war jedoch, dass mir nach dem Ständchen die Torte wortlos wieder weggenommen wurde. Ein paar Minuten später kam sie aber wieder. Geachtelt, damit jeder an unserem Tisch ein Stück bekam.

  2. Andreas hat ja bereits Erfahrung als Rudgergänger eines großen Gasfrachters und am Steuer eines Tug-Boats – da war der Brückenbesuch sicher eine nette Erinnerung 😉

  3. Hallo. das finde ich nett mit der Geburtstagstorte und Gratulation ! Nette Aufmerksamkeit!
    Also der Käpt’n war euch nicht sympathisch, aber wie du sagst, wichtig ist dass er euch wieder heil nach Hause brachte.
    Wieviel Leute wards ihr schätzomativ auf dem Schiff?
    LG Lilly

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