Mit Hanbok-Tracht in Seouls schönster Palastanlage Changdeok

Oneday Hanbok ist sowohl unser heutiges Motto als auch der Name des Verleihs, wo wir uns die traditionelle koreanische Bekleidung ausgeliehen haben. Hanbok, die Tracht der Koreaner sollte nicht mit Hanok, den traditionellen Häusern verwechselt werden. Jedenfalls haben wir einen ganzen Tag in dieser speziellen Kleidung verbracht.
 
Beim Ausleihen asiatischer Bekleidung drängt sich uns natürlich der Vergleich mit unserem Tag im Kimono in Japan auf und deshalb mussten wir immer wieder den einen oder anderen Vergleich ziehen.
 

Hanbok-Verleih an jeder Ecke

Es gibt kaum etwas einfacheres als hier in Seoul einen Hanbok-Verleih zu finden. Online und offline kündigen sie ihre Dienste an und wenn man in der Nähe der relevanten Tempel- bzw. Sightseeingspots ist, kann man sie gar nicht mehr übersehen. Wir haben uns kurz im Internet einen Überblick verschafft und am Vorabend noch ein kurzes Ankündigungsmail geschickt und sofort ein OK erhalten. 
 

Reifunterrock für das Damen-Hanbok

Bevor man den Hanbok-Laden betritt, muss man die Schuhe ausziehen. Drinnen geht es dann wie in einem Bienenstock zu. Die vor allem weiblichen Kunden schwirren aufgeregt herum, um das passende Outfit zusammen zu stellen. Die Größe der Bekleidung richtet sich bei den Frauen nach der Schulterbreite. Damit hatte ich nur zwischen zehn verschiedenen Modellen die Wahl, wobei man sich zwei zum Probieren aussuchen muss. Ich wusste zwar schon vor der Anprobe, welches Kleid ich möchte, musste aber auch noch in das andere schlüpfen. 
 
Das Damenoutfit besteht aus einem Reifunterrock, einem Kleid mit Spaghettiträgern und einem Bolerojäckchen. Wobei passendes Kleid und Jäckchen immer zusammen hängen und auch nicht ausgetauscht werden dürfen. Damit ich war ich allerdings in einer Minute fertig angekleidet. Eine lächerlich kurze Ankleideprozedur gegenüber dem Einwickeln und binden eines Kimonos, das mit fast einer Stunde zu Buche schlägt.
 

Accessoires für Mädchen

Eine Spur länger dauert dann noch das Aussuchen der Accessoires wie Handtasche, Fächer, Haarreifen, Schleifen, Spangen oder Steckkämme. Das Zubehör findet sich in einem eigenen großen Raum, der mit beleuchteten Spiegeln ausgekleidet ist und sogar Lockenstäben und sonstiges Haarzubehör parat hält. Ich habe das Service in Anspruch genommen, mir die Frisur von einer Mitarbeiterin machen zu lassen. Das Ergebnis war mit Steckkamm, Flechterei und Schleife – die ich mir selbst aussuchen durfte – hübsch, aber weit weg von dem Kunstwerk bei meinem japanischen Geisha-Outfit.
 
Der Hanbok für Frauen ist viel einfacher anzukleiden als das männliche Pendant. Männer hingegen müssen Hose, Hemd und Jacke einzeln zusammensuchen. Andreas wollte auch den passenden Hut nehmen, der für uns wie ein Stiefel aussieht. Doch mangels Passform hat er einen zylinderartigen Kopfschmuck in Fliegengittermaterial genommen.
 

Bukchon Kurzbesuch

Weil unser Hanbok-Shop quasi neben dem mit traditionellen Häusern bestückten Viertel Bukchon liegt, wollten wir dort doch noch eine kurze Runde drehen. Aber das haben wir nach ein paar Minuten abgebrochen. Denn es war von Touristen total überfüllt. Außerdem fühlte ich mich mit den omnipräsenten abweisenden Plakaten und Botschaften nicht willkommen. 
 
Nach einem Kaffeehausbesuch, in dem wir uns mit einem Schwarzen, der in Korea geboren und von Dänen adoptiert wurde, auf deutsch unterhalten haben, wanderten wir zum Changdeokgung Palast weiter. Interessanterweise hat man als Hanbok-Träger in Südkorea in Tempel und ähnlichen Anlagen freien Eintritt. 
 

Changdeokgung: im Palast der glänzenden Tugend

Schon vom ersten Schritt an war klar, dass die Changdeokgung-Anlage die Auszeichnung zum schönsten Palast verdient. Wir hatten den Eindruck, dass hier alles feiner, detailreicher, farbintensiver und vor allem grüner ist. Der Tag war wie ein Spaziergang durch einen großen Garten mit hübschen Gebäuden. Besonders positiv für uns waren die wenigen Besucher. Ganz im Gegensatz zum Gyeongbokgung, der gleich daneben liegt und von Touristen und Hanbok-Trägern fast überlaufen wird.
 
Wir genossen die hübsche, ruhige Tempelanlage und fanden auch einige schöne Plätze. Gleichzeitig wurden wir wieder fleißig für unser Outfit belobigt, fotografiert und mussten gemeinsam mit Asiaten im Hanbok posen. 
 

Geschlossene Palasttore

Die riesige Anlage beherbergt noch einen zweiten Palast, und zwar den Changgyeonggung. Den erreicht man durch ein Verbindungstor, das kurz nach 17 Uhr, als wir zurück zum Haupteingang wollten, geschlossen war. Also suchten wir einen anderen Weg zurück zum Eingang, wurden aber durch einen Bauzaun aufgehalten. Schlussendlich mussten wir durch einen Seitengang hinaus und wollten dann die Palastmauer entlang retour gehen. Da war aber die ganze Straßenseite eine Megabaustelle, weil die Straße gerade in einen Tunnel verlegt wird, was wir aus den Entwürfen auf den Bautafeln schließen konnten. Schnellen Schrittes eilten wir also auf der anderen Straßenseite rund um das Palastgelände zurück. Doch das Haupttor war geschlossen. Andreas klopfte am sieben Meter hohen Holztor, doch keiner war da. Glücklicherweise konnte er durch einen Spalt im Tor erkennen, dass noch ein Seitentor geöffnet war. Also sprinteten wir dort hin und konnten kurz vor 18 Uhr noch hinein, um unsere Rucksäcke, die wir in den Kästchen beim Haupttor deponiert hatten zu holen. Immerhin waren dort unsere Pässe, Hotelkarten und  T-Money-Karten drinnen. Jetzt konnten wir in Ruhe unsere Hanboks zurückgeben und einen besonderen Tag Revue passieren lassen.
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10 Gedanken zu „Mit Hanbok-Tracht in Seouls schönster Palastanlage Changdeok

  1. Ja, der Tempel ist schon seeehr hübsch! Und deine Tracht auch. @Andreas: bitte bitte behalt den Hut und trag ihn im Büro. BITTE!!!! ;))))) Ganz liebe Grüsse Doris

    1. Liebe Doris!
      LEIDER musste ich den Hut zurückgeben. 🙂 Der war unverkäuflich.
      Und… ich mach mich nur im Ausland zum Affen, aber doch nicht auch noch im Büro. 🙂

    1. Lieber Benno!
      Fein, dass Dir das gefällt.
      Echt? Gefällt Dir besser als die Kimonos? Ich hab‘ das Gefühl, dass es schon ein bisserl affig aussieht. Aber es ist bequemer zu tragen als es der Kimono war.
      Und… Schwert gab’s auch diesmal keines *grins*

    1. Es freut mich, dass dir unsere Verkleidung gefällt. 🙂
      Danke, ich bin sicher, dass wir noch weitere spannende Sachen hier in Südkorea erleben werden.

    1. Liebe EOs!
      Ich war natürlich nicht als Zauberer, sondern als hoher Beamter verkleidet. *grins*
      Zauberer wäre doch nicht standesgemäß gewesen, für eine Prinzessin.
      LG, Andreas

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