13. Advent-Türchen 2015

Stille von Brunei

1. Dezember 2012. 8 Uhr morgens. Ich habe gerade eine Cargohose und ein T-Shirt angezogen und verlasse mein Zimmer im Hotel Jubilee Plaza, um mich auf den Weg zum Frühstücksraum zu machen.

Nach einer Woche auf der Insel Borneo bin ich in Bandar Seri Begawan gelandet. In der Hauptstadt von Brunei. Ein sehr kleines, konservatives Land. Staatsreligion ist der Islam. Das zeigt sich auch überall. Am Vortag angekommen, habe ich schon gesehen, dass die Stadt voll von Moscheen ist. Wirklich wunderschöne, sehr prächtige Moscheen. Was nicht wundert, wenn man weiß, dass der Sultan von Brunei zu den reichsten Menschen der Welt zählt. Und es sich um einen Wohlfahrtsstaat handelt, wo niemand Steuern zahlen muss.

Obwohl ein stark islamisch geprägter Staat, ist es in Ordnung als Touristin mit Hose und T-Shirt herumzulaufen. Zum Glück ist keine Verschleierung notwendig. Aber in eine Moschee zu kommen ist kaum möglich. Vor der glanzvollen Sultan Omar Ali Saifuddin Moschee habe ich einen Mantel zum Überziehen bekommen. Ich durfte ins Eingangsportal treten, hineinsehen, aber keinen Schritt weiter gehen.

Zwischen der Besichtigung von einer Moschee nach der anderen ist mir aufgefallen, dass es hier entgegen anderer südostasiatischer Länder sehr gesittet und ausgesprochen ruhig zugeht. Es gibt kaum Verkehr noch Menschen auf den Straßen. Es ist wirklich still. Vor allem abends. Nach dem Essen gehen alle heim. Sobald es dunkel wird, werden die Gehsteige eingerollt.

Also war ich am 1. Dezember bald ausgeschlafen und frisch und munter fürs Frühstück. Ich freute mich schon auf ein gutes malaiisches Nasi Lemak. Ich mag es, abseits vom Tourismus, einheimisches Essen und orientalische Hintergrundmusik bei 30 Grad im Schatten zu genießen. Die Glasscheiben des Frühstücksraumes ermöglichten mir schon einen Blick hinein. Es sah elegant und gemütlich aus. Also öffnete ich die Türe. Und was hörte ich? Nichts orientalisches, nichts asiatisches, sondern das Hardcore-Weihnachtslied Stille Nacht, Heilige Nacht …

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