Antwerpens Eisenbahn-Kahedrale

Der Hauptbahnhof von Antwerpen, also Antwerpen-Centraal – was bitte soll der können? Angeblich der viertschönste Bahnhof der Welt. Behauptet die PR-Abteilung der Antwerpener Tourismus-Beauftragten? Ja, was sollen die denn auch sonst sagen. „Schönster Bahnhof“ haben sie sich wohl nicht sagen getraut, dann eben „viertschönster“. Antwerpen – mehr dazu unter Antwerpen, ein belgischer Ausflug nach Holland – hat ja auch nur den zweitgrößten Hafen Europas und nicht den größten. Sagen die von Antwerpen.

Filmkulisse Bahnhof

Aber tatsächlich. Auch wenn man keinerlei Affinität zu Bahnhöfen verspürt. Dieses Gebäude kann ‚was. Eine wirklich schöne und eindrucksvolle „Mischkulanz“ aus historischer Baukunst und moderner Technik. Ein mächtiges, steinernes Empfangsgebäude im eklektizistischem Stil (eben auch wieder verschiedene Stile zusammengemixt) mit einer 75 Meter hohen Kuppel und einer typischen, großen Bahnhofsuhr. Und eine riesige, helle Stahl-Glaskonstruktion als Bahnhofshalle, so wie man alte Bahnhofshallen aus historischen Filmen kennt. Und angeblich wurden hier auch zahlreiche Filme, die eindrucksvoller Bahnhofsszenen bedurften, gedreht.
Und es war nicht das Antwerpener Tourismus-Büro, sondern das amerikanische Magazin Newsweek, das den Bahnhof 2009 zum viertschönsten der Welt kürte.

Bahngleise auf 3 Ebenen

Sehr beeindrucken finde ich den Umstand, dass in diesem ziemlich alten Bahnhof – über 100 Jahre – die Bahngleise auf drei Ebenen, übereinander angeordnet sind. Zu ebener Erde gibt es ‚mal gar keine Gleise. Im ersten Stock, in der mächtigen Glashalle, gibt es sechs Gleise aus jener Zeit als der Bahnhof noch als Kopfbahnhof fungierte. Weiters gibt es ein Untergeschoss mit durchgängigen Gleistrassen, errichtet in den 1990er-Jahren. Dadurch wurde es möglich, den ursprünglich als Kopfbahnhof gebauten Bahnhof nun zu durchfahren. Weil ja nicht alle Leute nur nach Brüssel, bzw. ganz zu Anfang nach Mechelen, fahren wollen ;-). 2007 erhielt der Bahnhof, als letzte Erweiterung, ein weiteres Untergeschoss um die Trasse für Belgiens Hochgeschwindigkeitszug Thalys hindurchzuführen, womit Antwerpen mit Brüssel, Rotterdam und Amsterdam verbunden wurde. Toll ist, dass die Untergeschosse so gestaltet wurden, dass auch sie mit Tageslicht aus der großen Glashalle im ersten Obergeschoss beleuchtet werden.

Noch eine Anmerkung am Rande: Der Bahnhof beherbergt auch noch die „Comic Station“. Einen 6200m²-Themen-Park zu einem der liebsten Thema der Belgier, Comics: Schlümpfe, Lucky Luke, Spike & Suzy, Urbanus u.v.a., nicht jedoch der Lokalmatadore Tim & Struppi. Und dort gibt es die mit 22,5 Metern höchste Indoor-Rutsche der Welt. Keine Ahnung was die dort verloren hat.

Im Zuge unseres Ausflugs nach Antwerpen sahen wir aber nicht nur den viertschönsten, sondern auch den absolut hässlichsten Bahnhof der Welt.

Um Donald Trumps Besuch in Brüssel großräumig zu umgehen, sind wir am Rückweg in einem kleinen Vorort von Brüssel, namens Vilvoorde, in einen Regionalzug umgestiegen, der uns ganz in die Nähe unserer Unterkunft bringen sollte, ohne ins Zentrum von Brüssel fahren zu müssen.

Gruselige Kulisse Vilvoorde

Die Bahnstation von Vilvoorde ist kein wirklicher Bahnhof, sondern eben nur eine kleine Bahnstation, aber trotzdem wirklich sehenswert. Ich habe mein Leben noch keine so desolate und heruntergekommene Bahnstation wie diese gesehen. Obwohl es noch taghell war, verströmte sie eine derart gruselige Atmosphäre, dass wir uns in einem Thriller oder Horrorfilm wähnten. Der Umstand, dass wir für lange Zeit die einzigen Personen am Bahnsteig, womöglich sogar in der ganzen Bahnstation waren, tat noch das seine dazu.

So wie der Bahnhof von Antwerpen wäre auch diese Bahnstation sicher eine grandiose Filmkulisse, nur das Genre wäre ein anderes.

Share this:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert