Stunden im indischen Verkehrschaos

 
Nach der Landung in Delhi waren wir diesmal relativ schnell mit der Immigration fertig. Ganz klar ist uns allerdings nicht, warum so sehr betont wurde, dass wir nach dieser zweiten Einreise mit dem Double-Entry-Visum nicht nochmals einreisen dürfen, wo wir doch sowieso schon am Rückweg von Bhutan nach Europa waren. Abgesehen davon fragen wir uns, ob die Inder wirklich Angst vor einreisenden Österreichern haben müssen.
 
Da unser Flug angeblich zu früh angekommen war, mussten wir zuerst auf unseren indischen Guide warten, der dann lange und nervös herumtelefonierte, bis er uns zu einem Fahrer brachte. Und entgegen des ursprünglichen Plans fuhr er nicht mit uns mit. 
 

Unterkunftsuchender Taxifahrer

Während der Fahrt ins World Buddhist Center, wo wir noch ein paar Stunden bis zum Abflug bleiben sollten, bekamen wir einen Vorgeschmack auf den indischen Stadtverkehr. Zudem musste unser Fahrer die Unterkunft erst suchen. Bei den von hupenden Verkehrsteilnehmern überfüllten Straßen ist es auch kein Spaß, nach einer Adresse Ausschau halten zu müssen oder auf einer Kreuzung wenden zu müssen. Jedenfalls war er wahrscheinlich genauso froh wie wir, als wir das World Buddhist Center erreichten.
 

Lotustempel

Um die Zeit in Delhi noch für Kultur zu nutzen, hat unser Veranstalter den Besuch von zwei Tempeln organisiert. Entgegen der Ankündigung war ja weder der Betreuer auf der Fahrt zur Unterkunft, noch ein Guide für die Tempelbesichtigungen zur Stelle. Also brachte uns der Fahrer zum Lotustempel, der den Namen aufgrund seiner architektonischen Gestaltung als Lotusblüte trägt. Der Fahrer erklärte uns noch, dass wir den jetzt selbständig erkunden sollten und im Inneren des Tempels nicht fotografieren dürften. Wir mussten uns schon außerhalb des weitläufigen Tempelgeländes in einer langen Schlange anstellen. Erstaunlich rasch kamen wir Schritt für Schritt weiter. Die Schlange wurde dann in eine für Frauen und eine für Männer geteilt, da am Eingang die Taschen und Rucksäcke kontrolliert wurden.
 

So viele Inder

Im Tempelgelände waren dann so viele Leute, dass man ständig Körperkontakt hatte. Für Andreas waren sowohl die vielen Menschen etwas zu viel, als auch die Aussicht darauf, die Schuhe ausziehen und die Kamera abgeben zu müssen. So zog er sich in das klimatisierte und angenehm ruhige Information Center zurück.
 
Brigitte und ich tauchten in den Menschenstrom ein und ließen uns bis in den Lotustempel spülen. Auf den Stufen zum Tempel wurden wir wieder in zwei Reihen geteilt, diesmal nicht nach Geschlecht. Und bevor wir über die Schwelle des Tempels gingen, wurde intensiv mehrmals darauf hingewiesen, dass man im Inneren weder sprechen noch fotografieren darf. Der hohe moderne Tempelbau ist innen recht unspektakulär. Keine Verzierungen, nur religiöse Symbole am Kuppeldach und Bänke im Halbrund aufgestellt. 
 
Und erstaunlicherweise war es ganz leise im Tempel. Kaum vorstellbar, dass so viele Inder im Freien so lautstark sind und danach plötzlich so schweigsam. Sobald wir einen Schritt ins Freie setzen, war sofort wieder der gesamte Lärm da. Als würde man einen Schalter anknipsen.
 

Plötzlich ein Guide

Als wir das Gelände des Lotustempel verließen, wartete unser Fahrer schon beim Ausgang auf uns und plötzlich stand ein Guide da. Vorher hatte uns noch eine Dame am Telefon gesagt, dass sie unser Guide wäre und später kommen würde. Aber nun stand ein Mann vor uns, der ohne Unterbrechung in seinem indischen Englisch auf uns einredete. Er brachte uns zum Lord Krishna Tempel. Dort gab es wieder eine Fotografierverbot sowie eine Kontrolle der Rucksäcke und die Frage, ob wir eh keine Zigaretten und Kaugummi bei uns hätten. Zigaretten und Kaugummi darf man deshalb nicht mit hinein nehmen, weil die Inder einfach alles irgendwo auf den Boden schmeißen und somit der Tempel verunreinigt werden würde. 
 
Eigentlich wollten wir dann wieder zum World Buddhist Center zurück, um uns, wie geplant, noch ausruhen zu können. Doch der Guide bestand darauf, uns noch zum India Gate zu bringen. In dem chaotischen, dichten Verkehr von Delhi dauerte das recht lange und schlussendlich konnten wir nur ein Foto aus dem fahrenden Auto machen, da parken dort verboten war. Was natürlich unmöglich ist, da man kaum etwas sieht und in Delhi immer und überall Menschen davor stehen. Wir fuhren auch bei Regierungsgebäuden vorbei, die aus der Kolonialzeit stammen. Aber nur ein schnelles Vorbeifahren ist kein Sightseeing, sondern einfach nur mühsam gewesen. 
 

Unverschämter Guide

Schlussendlich wollte uns der Guide noch zu Verkaufsständen schleifen und erst als wir das mehrmals heftig ablehnten fuhr der Fahrer weiter. Anschließend hat der Guide noch ganz frech nach Trinkgeld gefragt. Außerdem wusste er gar nicht, ob wir Essen im Hotel inkludiert haben und wollte uns auch in ein Lokal verschleppen. Irgendwie war das sehr eigenartig und ich habe das Gefühl, dass dieser Mann nicht von unserem Veranstalter engagiert war. Als wir sowohl Verkaufsstände und einen Restaurantbesuch ausgeschlagen hatten, sprang er aus dem Auto und wir saßen noch eine gute Stunde im Taxi, bis wir endlich wieder in unserer Unterkunft waren.
 
Eigentlich hätten wir die Zeit nach den beiden geplanten Tempelbesichtigungen noch zur Erholung nutzen können. Doch wir kamen so spät zurück, dass sich nur noch eine Dusche vor dem Abendessen ausging. Danach haben wir noch ein wenig vorgeschlafen, bevor wir um 23.30 Uhr wieder zum Flughafen gebracht wurden. Da seit gut zwei Wochen der Luftraum über Pakistan gesperrt ist, kam unser Flieger überhaupt erst 1,5 Stunden später in Delhi an und startete zum Rückflug nach Frankfurt erst um 5.10 Uhr statt zur geplanten Zeit um 3.30 Uhr. Somit verbrachten wir anstrengende Stunden am Flughafen. Der Flug mit dem A380 war zum Glück sehr entspannt.
 

Verspäteter Anschlussflug

Wir waren froh, dass unser Anschlussflug nach Wien gleich von Delhi aus umgebucht wurde. In Frankfurt wurde unser Flug nach Wien auf Gate A40 gelistet und als wir dieses Gate, das ganz am Ende ist endlich erreicht hatten, wurde der Abflug plötzlich auf Gate A20 geändert. Also sind wir wieder das ganze Gate zurückgelaufen, um dann festzustellen, dass sich auch dieser Flug verspätet. Der Grund lag am Personalmangel bei Air  Traffic Control in Langen, die somit die Flüge nicht zeitgerecht freigeben konnten. 
 

Zurück  in Wien

Nach der dritten Landung, die mit Schnupfen für mich sehr anstrengend und teilweise schmerzhaft war, landeten wir nach 33 Stunden Reisezeit endlich in Wien. Zwar ziemlich erledigt von der langen Rückreise, aber mit vielen neuen Eindrücken von unserer Reise durch Bhutan.
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5 Gedanken zu „Stunden im indischen Verkehrschaos

  1. Schade, dass die letzten Stunden in Delhi so chaotisch waren. Schön, dass ihr trotz Verspätungen, Umbuchungen, etc. wieder gut in Wien gelandet seid. Danke für die spannenden, witzigen und informativen Berichte und die wunderschönen Bilder. Macht Lust auf mehr ;)) Liebe Grüsse Doris

    1. Liebe Doris!
      Ja, die Heimreise war ein ziemlicher Hammer. Davon muss man sich dann erst erholen. Zu Hause angekommen, sind wir erst’mal zusammengebrochen.
      Es freut mich und Susanne, dass Dir die Berichte und Bilder gefallen haben und dass Du soooo eifrig kommentiert hast.
      Liebe Grüße, Andreas

    2. Ich muss mich da Andreas anschließen: Danke für deine großartigen Kommentare!!!
      Da macht das Schreiben gleich noch mehr Freude!!!
      LG Sue

  2. Na bum ,da hattet ihr eine sehr anstrengende Rückreise.
    Erholt euch gut und dann teilt uns wieder mit wenn ihr wieder auf Erlebnisurlaub fährt, habe Lust auf neue Bilder und Dokus…
    Danke, dass wir so bequem im Wohnzimmer mitreisen haben können gg
    lg Lilly

    Lg Lilly

    1. Ich finde es großartig, dass du so eine leidenschaftliche Mitreisende bist!!!
      Natürlich bekommst du sofort Bescheid, sobald wir etwas Neues planen. Jetzt müssen wir aber leider wieder mal den Alltag einkehren lassen. 😉
      LG Sue

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