Tempelmensa und Moscheekarawane

Wer mich kennt weiß, dass mich auf Reisen besonders jene Erkundungen interessieren, die keine typischen Touristenklassiker sind.

Überraschungsaktivität

Deshalb hat Andreas versucht, Dinge ausfindig zu machen, die ich noch nicht kenne und die für mich eine Überraschung  sind, abseits von Urlauber-Trampelpfaden. 

In seinen Worten klingt der Ansatz so: „Susanne hat kein leichtes Leben. Sie leidet sehr unter dem gebotenen Luxus, dem wir uns auf dieser Reise hinsichtlich unserer „Absteigen“, hingeben. Statt der früheren Schlafsäle in Hostels muss sie nun mit Serviced Apartments mit Wohnraum, Küche, separatem Schlafzimmer, geräumigem Bad, ev. auch Wanne (die keiner braucht), rund 50m2 Platz, wenn möglich mit Blick auf bspw. die Petronas Towers, Pool und Rooftopbar vorlieb nehmen. Da dieser Urlaub aber auch für Susanne Erfreuliches bieten soll, habe ich etwas ausfindig gemacht, das sie begeistern könnte…“

Einfach herumstrandeln

Also schlug mir Andreas vor, dass wir heute einfach einmal die Straße von unserem Hotel in die andere Richtung entlang spazieren und uns dabei überraschen lassen, was es dort zu sehen gibt. So eine Idee gefällt mir immer besonders gut.

Buddhistischer Tempel

Nicht weit entfernt kamen wir zu einem buddhistischen Tempel. Doch statt den Tempel zu besichtigten, blickte sich Andreas suchend um, schlussendlich umrundeten wir das Tempelgebäude. Plötzlich standen wir vor ein paar Frauen, die eifrig Gemüse schälten und es duftete herrlich nach frisch gekochtem Essen. 

Tempel-Mensa

Gefunden hatten wir den Hintereingang des Dharma Realm Guan Yin Sagely Monastery Food Centre. Kurz gesagt, die Tempelausspeisung. Freundlich wurden wir sofort auch von der Rückseite hereingebeten und schon standen wir mitten am großen überdachten Platz, der im Prinzip wie eine Mensa funktioniert. 

In der Mitte ist der größte Teil voll mit großen Metalltischen und Plastikhockern. Die ersten Gäste hatten gerade Platz genommen und verspeisten ihr Mittagessen. Am Rand war eine lange Tafel mit zahlreichen köstlich riechenden, dampfenden Gerichten aufgestellt, sowie andere Stände mit Getränken, sowie eingepackten Speisen und Süßigkeiten zum Mitnehmen. 

Hervorragendes Essen

Wir schnappten uns zwei Teller, nahmen kleine Portionen von verschiedensten Gerichten während uns schon das Wasser im Mund zusammenlief. Sofort wurden wir extra betreut und bei den Speisen, wo nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist, was es ist, erklärten sie uns die Zutaten.

Anschließend wurde uns das Kardamongetränk empfohlen, von dem wir natürlich auch jeder einen Becher nahmen. Andreas nahm noch ein großes eingepacktes Keks namens Teochew – als Erinnerung an den Friedhofpark Teochew in Bangkok. 

Vegetarische Überraschung

Mit all dem wanderten wir zur Kasse, zahlten und suchten uns einen Platz an einem der großen Tische. Das Essen war noch viel köstlicher als es gerochen hat. Beim Gehen fanden wir heraus, dass es hier nur vegetarisches Essen gibt. Wenn alle Köche vegetarisches Essen so hervorragend kochen würden, gäbe es sicher sehr viele Vegetarier. 

Als wir fertig waren, brachten wir unsere Teller, Besteck und Becher – wie wir es bei den anderen Gästen beobachten konnten – zur Abwäsche und drehten noch einmal eine Runde. Der freundliche Herr bei der Speisenausgabe betonte, dass am Wochenende geschlossen wäre, aber dass wir sonst sehr gerne wiederkommen können. Ich bin sicher, das machen wir auf jeden Fall.

Hinter den Glaspalästen

Anschließend schlenderten wir weiter durch die umliegenden Straßen, die etwas entfernt von den ganz neuen, hypermodernen Glasfassaden-Hochhäusern neben den Petronas Towers liegen. Doch auch im leicht veränderten Stadtbild, da wo die Häuser eine Spur niedriger und etwas älter sind, sieht man überall Baustellen. Es wird hier überall fleißig gebaut. Die Stadt Kuala Lumpur wächst und wächst – vor allem in die Höhe.

Männer-Karawane aus der Moschee

Bei der letzten Pause mit Erfrischungsgetränk saßen wir unwissentlich genau vor der Straße, in der die Asy-Syakirin Moschee liegt. Das hätten wir nicht gewusst, wenn nicht plötzlich – nachdem die weithin vernehmbaren Gebete des Muezzins verstummt waren – mehrere Hundert Männer aus dieser Straße herausgeströmt wären. Was zuerst nach einer großen Männergruppe aussah, wurde immer mehr zur Männer-Karawane. Google hat uns verraten, dass in diese Moschee 10.000 Gläubige passen. So viele waren es  an diesem Tag nicht, aber an die 1.000 kamen da sicher heraus. 

Exotische Früchte

Als wir uns Abendessen holten, kauften wir auch ein paar Früchte ein. Jetzt habe ich Andreas auch Salak, Mangosteen und Pitaya näher gebracht. Ein paar weitere Exoten warten noch auf Verkostung.

Wasser & Lichtspiele & Action

Abends sahen wir uns die Wasserspiele beim Brunnen im KLCC Park bei den Petronas Towers an. Da wir nur 10 Minuten hingehen, auch nicht zum ersten Mal. Denn ich liebe diese Atmosphäre. Mit bunten Lichtern, Wasserfontänen, roten Lampions, vielen Leuten während es warm ist und man in T-Shirt und Short auf den Stufen sitzt und das Spektakel beobachtet.

Als wir im Zimmer zurück waren, sahen wir noch drei Paragleiter, die durch eine künstliche Nebelwand zu Boden geschwebt sind. Was genau an diesem Wochenende gefeiert wurde, wissen wir nicht, aber es gab auf den Straßen Absperrungen, Bühnen und extrem laute Musik, die wir sogar durch die schallgeschützten Hotelfenster hörten. Man kann sagen, es ist hier megaviel los.

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2 Gedanken zu „Tempelmensa und Moscheekarawane

    1. Woran ich vor dieser Überraschung hätte denken sollen… von nun an gab’s jeden Tag „vegetarisches Frühstück“ im Tempel. Vorbei wars mit köstlichen, künstlichen Käse-Schinken-Croissants von Starbucks.

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