Kuala Lumpur – ein sehr ambivalentes Fazit

7 volle Tage in Kuala Lumpur. Das erste Mal in Kuala Lumpur.
Ich habe davor schon sehr viel über Kuala Lumpur gehört, erzählt bekommen und auch in Youtube viele Videos von Vloggern gesehen. Ich hab’s mir deswegen teils so vorgestellt wie es ist und teils auch ganz anders. Mein Fazit zu Kuala Lumpur ist sehr zwiegespalten.

Wir haben uns sehr gründlich überlegt, dass wir unsere BaKuSi-Reise in Bangkok beginnen, Kuala Lumpur in der Mitte liegt und in Singapur enden lassen. Also BaKuSi und nicht SiKuBa oder anders. Sollte ich Bangkok emotional nicht durchstehen, so kann ich mich auf Kuala Lumpur freuen, welches moderner und westlicher ist und für mich dann aushaltbarer sein müsste. Und das stimmt so auch, aber nicht ganz.

Wie schon bei Bangkok, will ich mich nicht erdreisten, nach nur 7 Tagen als Tourist unterwegs gewesen, Kuala Lumpur zu kennen. Mein Bild von Kuala Lumpur und den Kuala Lumpinis, ist also auch wieder ein ausgesprochen subjektives und ein nur schwer auf den Punkt zu bringendes.

Kuala Lumpur scheint westlicher und moderner

Auf den ersten Blick erscheint mir Kuala Lumpur tatsächlich moderner, westlicher, fortgeschrittener, reicher, cooler als Bangkok.

Die Innenstadt, also KLCC bietet eine enorme Ansammlung von wirklich gigantischen Hochhäusern auf engstem Raum. Als Epizentrum stehen da die Petronas-Twin-Towers, in den 90er-Jahren das höchste Gebäude der Welt. Rundherum drängelt sich ein neues Hochhaus nach dem anderen, die nach und nach an die Höhe der Twin-Towers heranreichen.

Während wir in Bangkok in einem ziemlich neuen Apartment-Hochhaus mit gut 30 Stockwerken wohnten, wohnten wir in Kuala Lumpur in einem brandneuen Hochhaus-Komplex, bestehend aus 3 Gebäuden mit jeweils über 50 Stockwerken. In unmittelbarer Nähe zu den Twin-Towers. Dazwischen wurde bereits ein noch höheres Haus hochgezogen, das Hotel „Four Seasons“, das nur noch wenig niedriger ist, als die Twin-Towers selbst.

Höhere Dichte an Einkaufstempeln und Hotels

Desweiteren reiht sich eine Shopping-Mall an die nächste und ein Top-Hotel ans nächste. Das tun sie zwar auch in Bangkok. Aber dort teilt sich das auf ein größeres Stadtgebiet auf und drängt sich nicht auf engstem Raum in der innersten Stadt.
Unbedingt den Größten haben zu müssen, scheint eine muslimische Attitüde zu sein. Dubai hat den Burj Kalifa, Kuala Lumpur hatte lange Zeit die Petronas-Towers und jetzt wurde eben erst der PNB Merdeka 118 fertiggestellt, der nun das zweithöchste Gebäude der Welt und das höchste Südostasiens ist. Der steht nicht im Stadtzentrum, sondern ein wenig abseits, am Rande von Chinatown. Möglicherweise soll damit ein neues Quartier erschlossen und aufgewertet werden.

In Bangkok wirkt der herrschende Fortschritt etwas – das „etwas“ will ich betonen – organischer und gewachsener, als in Kuala Lumpur. Auch wenn der Wuchs ein ziemlicher Wildwuchs ist. Ich war noch nie in Dubai, aber ich stelle mir vor, dass Kuala Lumpur, vorallem die Innenstadt ähnlich anorganisch wächst wie Dubai. Möglicherweise ist es der arabische Einfluss – Malaysia ist ja ebenso ein muslimisches Land – der zu diesen Parallelen führt.

Ein Teil stolpert dem Fortschritt hinterher

Auf den zweiten Blick kommt es mir aber so vor, als würde dieser Fortschritt nur für einen Teil der Stadt und nur für einen Teil der Menschen hier gelten. Vermutlich ist es der reiche Teil der Stadt und der Menschen. Der Rest stolpert dem Fortschritt irgendwie hinterher. Auch wenn das Bildungsniveau in Malaysia sehr hoch sein soll – und man merkt das bspw. daran, dass hier wirklich viele Menschen, sehr gut Englisch sprechen – passen viele der Menschen in den Geschäften, an den Portalen, auf den Mopeds, in den Taxis, auf den Straßen, nicht so ganz zu dem Fortschritt und der Modernität der Stadt oder des Stadtzentrums selbst.

Die Kuala Lumpinis

Wie steht’s um die Menschen hier in Kuala Lumpur und unsere Erlebnisse mit ihnen? Auch irgendwie anders als in Bangkok. Wobei man gleich vorweg sagen muss, dass Kuala Lumpur ein kultureller Schmelztiegel sein soll, worauf die Menschen hier angeblich auch stolz sind. Daher ist wohl auch maßgeblich, mit wem man gerade zu tun hat, mit einem Malaien, einem Chinesen, einem Inder, einem Araber… oder ist das womöglich doch völlig egal?

Unser erstes Erlebnis war eine recht grantige und eher nicht freundliche Verkäuferin im Handy-Laden und ein eher herablassender junger Mann beim Bahn-Ticket-Schalter.
Wenig später, ein unfassbar freundlicher Kellner eines kleinen Restaurants, der mir hinterherlief, weil ich Vollpfosten meinen Rucksack im Lokal vergessen hatte. Gott, bin ich dem dankbar.

Dann wieder zwei Moscheewächter, die nur wild fuchtelten und Laute anstelle von Worten von sich gaben.

Dann ein Starbucks-Verkäufer, der mir kein Sackerl für mein wirklich nicht billiges Starbucks-Häferl geben wollte und behauptete, die Sackerl wären „out of stock“, im selben Moment kommt der Kollege mit dem Sackerl, das es angeblich nimmer gibt, will es aber extra bezahlt bekommen. Und erst als Susanne begann laut zu werden – und wer Susanne kennt weiß, wenn Susanne laut wird, wird’s ungemütlich – begreift der dritte Starbuckser, dass es am besten ist, das Sackerl gratis zum Häferl abzugeben.
Oder, und das war nur seltsam, ein ganz anderer Starbuckser der die gereichte Kreditkarte entgegennimmt und fragt, ob wir cash oder mit Karte bezahlen wollen. Was hat der in diesem Moment gedacht?

Oder das Personal in unserem Riesen-Apartments-Haus, das, wenn auch nicht immer sehr kompetent und zuverlässig, eigentlich immer sehr freundlich war. Außer… eine der jungen Damen… die war eher forsch und weniger freundlich. Aufgrund des getragenen Kopftuches, würde ich wieder auf Muslima tippen.

Und da stelle ich mir gleich wieder die Frage… hat das etwas mit Moslem-Sein zu tun? Macht der Islam die Menschen mürrischer und übelgelaunter und weniger freundlich und weniger heiter? Kennt jemand darauf die Antwort?

Susanne war ja schon mehrere Male in Kuala Lumpur und hat sehr überrascht festgestellt, dass muslimische Frauen inzwischen sehr viel konservativer gekleidet sind und auffallend oft Kopftücher getragen werden, die mehr als nur die Haare verdecken.

Insgesamt habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Malaien ernsthafter, mürrischer und distanzierter sind, als bspw. die Thailänder. Aber dafür auch weniger aufdringlich und vielleicht auch korrekter.

In all den Reiseblogs die wir in den letzten Jahren so gelesen haben, ist immer die Rede von den ach so netten und freundlichen und hilfsbereiten Einheimischen. Und zwar völlig egal in welchem Land die jeweilige Bloggerin gerade unterwegs war. Egal ob Burma oder Vietnam oder Malaysia oder, oder, oder. Immer sind alle Menschen so unglaublich nett. Da gewinnen wir den Eindruck, dass Bloggerinnen Angst haben Klicks und Likes zu verlieren, wenn sie nicht permanent Frohbotschaften verkünden, sondern vielleicht auch mal das eine oder andere kritische Wort absondern.

Also würde ich nun sagen, die Menschen die uns in Malaysien begegnet sind waren insgesamt weniger freundlich, als jene denen wir in Bangkok begegnet sind.

Einfluss durch Tourismus?

Oder eine ganz andere These: Hat es mit dem Tourismus zu tun? Sind die Menschen in Kuala Lumpur vielleicht schon der Touristen-Schwemme müde? Es wäre ihnen nicht zu verdenken. Ich könnte es gut verstehen, wenn die Heerscharen an Touristen, die mittlerweile alle Länder dieser Erde überziehen, auch die Malaien grantig machen.

Sehr gute Infrastruktur

Dann möchte ich noch kurz über die Infrastruktur von Kuala Lumpur sprechen. Da geht im Vergleich zu Bangkok der Punkt klar an Kuala Lumpur.

Die öffentlichen Verkehrsmittel in Kuala Lumpur, konkret MRT, Hochbahnen und Bus, sind modern, sauber, mannigfaltig und hochfrequent. Und sie sind günstig. Das alles liebt der Tourist. Besonders lässig ist der „KLIA ekspres“, der den Flughafen Kuala Lumpur (KLIA) mit der Innenstadt ruckzuck verbindet. Schnell und pünktlich.

Mühsame Taxifahrten

Andererseits, mit Grab (in Österreich heißt das Taxi-System „Uber“) haben wir hier die gleichen schlechten Erfahrungen gemacht, wie in Bangkok. Die angegebenen Anfahrtszeiten betrugen praktisch nie unter 15 Minuten und sie wurden nie eingehalten, sondern haben sich meist verdoppelt. Das gefällt dem Touristen wiederum gar nicht.

Sauberkeit?

Im Vergleich zu anderen asiatischen Städten erscheint mir Kuala Lumpur schon sehr gepflegt und sauber. Natürlich, in KLCC und Bukit Bintang wird wohl allergrößter Wert darauf gelegt. Aber auch in anderen Stadtteilen, Kampung Baru oder Chinatown war es, von einzelnen Ecken abgesehen, nicht schmutzig. Wie es im restlichen Kuala Lumpur, vorallem in den nicht kleinen Randbezirken aussieht, können wir natürlich gar nicht sagen.

Aber… Batu Caves… wie ihr im Beitrag Batu Hölle bereits lesen konntet, haben wir bei dem Touristen-HotSpot „Batu Caves“ das absolute Gegenteil erlebt. Dort hat vor gut 10 Tagen das „Thaipusam Fest“, das wichtigste hinduistische Fest der Tamilen in Malaysia stattgefunden. Daran haben über eine Million Tamilen/Inder/Menschen teilgenommen. Fast zwei Wochen später waren die zurückgelassenen Müllberge noch immer nicht restlos entsorgt. Sowohl optisch als auch geruchlich war das ein echter Hammer. Außer auf Mülldeponien, habe ich soetwas noch nie gesehen und auch nicht gerochen. Das war wirklich ekelerregend und schockierend. Wir hatten ja ähnliche Erlebnisse bereits auf früheren Reisen, bspw. am Weg durch Indien nach und von Bhutan.

Und ganz ehrlich, da stellt sich für mich wiederholt die Frage, was stimmt nicht mit diesen Indern? Wie kommt es, dass sie so eine unglaubliche Gleichgültigkeit gegenüber Müll und Dreck an den Tag legen?

Fazit

Kuala Lumpur ist moderner als Bangkok. Kuala Lumpur ist fortschrittlicher als Bangkok. Aber Bangkok ist abenteuerlicher und hat scheinbar viel mehr zu bieten. Kuala Lumpur ist ernsthafter, gesetzter, eventuell auch langweiliger. Bangkok ist aufgeregter und aufregender. Und es erscheint mir als hätten wir in Kuala Lumpur im Grunde alles Nennenswerte gesehen, was in Bangkok sicherlich nicht der Fall ist.

Ich tu‘ mir schwer bei der Entscheidung, ob mir Bangkok oder Kuala Lumpur besser gefallen hat. Ich würde aber Kuala Lumpur tatsächlich zwischen Bangkok und Singapur ansiedeln jedoch ganz knapp d’ran an Bangkok und weit entfernt von Singapur. Was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht wissen kann, weil ich ja noch nie in Singapur war. 😉

Tatsächlich ist es aber so, dass ich sehr gerne nochmals nach Bangkok reisen möchte, während ich das Gefühl habe, Kuala Lumpur nicht nochmals besuchen zu müssen.

Epilog

Abschließend die Hotelinformationen für andere Reisende: Wir haben in Kuala Lumpur in einem großen Apartment-Komplex namens Ascott Star KLCC gewohnt, drei Türme, jeder über 50 Stockwerke. Zwei Türme bieten „Residences“, also Apartments für längere Aufenthalte, bspw. für Expats. Ein Haus bietet etwa zur Hälfte sogenannten „serviced Apartments“ für kurze Aufenthalte, also Touristen. Wie schon ‚mal erwähnt, kann ich kaum noch einen Unterschied zu einem Hotel erkennen, außer dass die Zimmer größer sind, besser ausgestattet sind und oftmals günstiger sind als Hotelzimmer.

Wir hatten ein Upgrade bekommen, weil… das wissen wir eigentlich nicht. Es gibt drei Theorien: Entweder weil wir so durchnässt und traurig in die Lobby geplumpst kamen, dass der Rezeptionist so arges Mitleid mit uns hatte, oder weil unser Wunsch nach Doppelbett (anstatt Zweibett-Zimmer) in der niedrigeren Kategorie nicht verfügbar war oder weil die von uns gebuchte Zimmergröße überhaupt nicht mehr verfügbar war. Dadurch bekamen wir ein größeres Zimmer, mit Badewanne die keiner brauchte und einem zusätzlichen, sehr kleinen, fensterlosen Schlafzimmer, das auch niemand brauchte.

Das Zimmer war sehr modern, sehr neu und eigentlich luxuriös ausgestattet. Es war alles tip top in Ordnung und wir hatten auch noch Blick, vom Schlafzimmer auf die Petronas-Towers. Wir hatten sehr viel Platz und konnten unsere Sachen großzügig herumliegen lassen.

Wie schon in Bangkok, bestand wohl auch hier keinerlei Schalldämmung zwischen den Apartments. Und trotz der schallisolierten Fenster war der Lärm von außerhalb des Hauses doch auch recht beachtlich. Was dann aber noch hinzukam, es gab zwei Schächte deren Funktion uns unklar war, zu denen es aber Fenster gab. Diese waren aber so unglaublich schlecht schallisoliert, dass über diese, noch zusätzlicher Lärm ins Apartment drang, 24 Stunden hindurch.

Ein bisher noch nie gesehenes Gimmick unseres Zimmers hat uns sehr begeistert. Nämlich ein Osmose-Trinkwasserhahn. Hierbei wird die Kaltwasserleitung über einen Osmosefilter geleitet und über einen separaten Hahn kam man permanent Trinkwasser entnehmen. Damit ist es nicht mehr nötig tausende Plastikflaschen mit Trinkwassern auf den Zimmern bereitzustellen. Ich denke, das spart viel Plastik ein.

Was in diesem Hotel auch sehr cool war, waren die beiden Swimmingpools. Es gibt im sechsten Stock eine ganze Pool-Landschaft, die aber den ganzen Tag von chinesischen Familien belagert war und eher einem Kinderspiel-Paradies glich und wenig Entspannung bot. Weiters gibt es im obersten, dem 57. Stock, ein weiteres, deutlich kleineres Pool, welches zwar für mich völlig unbenutzbar war, weil es völlig unbeschattet in der prallen Sonne lag, dafür aber einen fantastischen Ausblick auf die fast nebenan stehen Petronas-Towers bot. Das war wohl eher als Insta-Spot gedacht.

Share this:

2 Gedanken zu „Kuala Lumpur – ein sehr ambivalentes Fazit

  1. Sehr cooler Kommentar – endlich nicht immer nur positiv, sondern auch kritisch!
    Wenn Du noch nicht in Dubai warst, solltest Du das mal anschauen. Nicht das ich es toll finde, aber man muss das einfach mal gesehen haben, was die dort mit dem Geld aus Ihrem Öl anrichten. Das hilft dann zurück in Österreich ein bisserl beim Energiesparen.

  2. War noch nie in Dubai. Aber je mehr ich höre und je mehr ich mitbekomme umso weniger möchte ich dorthin. Und ich bin überzeugt davon, dass der herrschende Wahnsinn noch übertroffen werden kann, Es ist halt fraglich, ob unser „Energiesparen“ auch nur irgendetwas ausrichten kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert